1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Ehe noch dieser gefährliche Kampf geendigt war, der Europa zeigte,
daß Napoleon nicht unüberwindlich sei, erhob sich wieder das alte Oest-
reich gegen Frankreich, um die Schmach von Ulm und Austerlitz zu rächen
und Europa's Freiheit wieder herzustellen. Wahrhaft groß erscheint diese
Macht in jenem Kriege! Ohne Bundesgenossen, — war ja selbst Ruß-
land mit Napoleon verbündet, — nur auf die gerechte Sache bauend,
wagte sie diesen Kampf! Belehrt durch die Unglücksfälle der vorigen
Kriege, auch darüber belehrt, daß es mit dem Kriegsheere allein nicht ge-
than sei, sondern daß das ganze Volk von der Idee eines Krieges für Un-
abhängigkeit und Vaterland beseelt werden müßte, wurden sämmtliche Erb-
länder wehrhaft gemacht. Mit einer ungemein vermehrten Armee nebst
einer sogenannten Landwehr in den deutschen Erblanden, stand auch eine
Jnsurrection in Ungarn gerüstet da, und nun erklärte es im I. 1809
den Krieg an Frankreich. Der Erzherzog Karl, der Stolz Deutschlands
und schon zweimal Oestreichs Retter, führte die begeisterten Schaaren in
Deutschland, sein trefflicher Bruder, Erzherzog Johann, in Italien, der
ritterliche Erzherzog Ferdinand von Modena stand in Polen den Russen
gegenüber. Während das große östreichische Heer nach fünftägigem Kampfe
bei Eckmühl und Regensburg weichen mußte, — denn wiederum zogen die
deutschen Könige von Baiern und Würtemberg und andere Fürsten gegen
Oestreich zu Felde, — warfen die Tyroler unter Andreas Hofer und
Speckbacher*) die Baiern aus ihrem Lande. Napoleon drang zwar
unaufhaltsam vor und nahm nach einem kurzen Bombardement die Haupt-
stadt Wien am 10. Mai 1s09 ein, darauf wurde er aber, als er am
21. und 22. Mai bei der Insel Lobau über die Donau setzte, von dem
Erzherzoge Karl in einer mörderischen Schlacht besiegt und über die Donau
zurückgeworfen. Wurden auch die Folgen dieses großen Sieges durch die Nie-
derlage der ungarischen Insurrektion bei Raab und durch mehre andere nicht
genau bekannte Umstände vereitelt, so bleibt doch das Schlachtfeld von As-
pern ein herrliches Denkmal deutschen Muthes und deutscher Tapferkeit!
Leider gewährte man dem geschlagenen Feinde eine zu lange Waffenruhe,
und in dem Treffen bei Wagram, den 5. und 6. Juli, war Napoleon
schon wieder so gestärkt, daß er dem Erzherzoge Karl und dem tapferen Heere
desselben den Sieg entriß. Kaiser Franz mochte seinem Volke und seinem
Heere, das wohl besiegt, aber nicht gebrochenen Muthes war, die Fort-
setzung des Kampfes nicht zumuthen, daher wurde der Friede zu Wien
geschlossen, in welchem Oestreich einen großen Verlust an Ländern erlitt, und
das Herzogthum Krain mit einem Theile von Kärnthen, Triest, Kroatien
und Dalmatien zu einem französischen Königreiche, unter dem Namen Jl-
lyrien, gebildet wurde. Leider nahm man sich der größten Helden dieses
Krieges nicht an und gab sie dem übermüthigen Sieger preis. Zu diesen
*) Rückert, Pfizer und Mosen haben diesen Helden schöne Lieder geweiht.