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1. Neuere Geschichte - S. 347

1848 - Leipzig : Brandstetter
347 Familie erhalten zu können und entsagte während der Februartage dem Throne zu Gunsten seines Enkels Ludwig Philipp Ii. unter der Regent- schaft der Mutter desselben, der Herzogin Helene von Orleans. Das Volk verwarf aber den neuen König, verbannte die Bourbons abermals aus Frank- reich, erklärte das Königthum für abgeschafft und proclamirte die Republik. Ludwig Philipp flüchtete mit seiner Familie und mit seinen Ministern, fast ganz entblößt von allen Mitteln; sie suchten und fanden, — mit Ausnahme der Herzogin von Orleans und ihres Sohnes, — ein Asyl in England. Wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel durchzuckte die neue fran- zösische Revolution auch ganz Deutschland. Dieses erhob sich jetzt im Voll- gefühle seiner Mündigkeit und verlangte, ohne rohe Gewalt und wilden Aufruhr, eine seiner Würde und Intelligenz entsprechende staatliche Einrich- tung, die Erfüllung von gegebenen Verheißungen, die Achtung seiner Ehre und seiner Rechte, Gesetze, welche zur freien und kräftigen Entwickelung des deutschen Volkes dienen können. Einheit und Einigkeit, Treue gegen den angestammten Fürstenthron, Achtung der Würde des deutschen Volkes sind die großen Losungsworte, die überall ertönen. Um diese Cardinalpunkte dreht sich aber das taute Verlangen nach der Herstellung einer konstitutio- nellen Verfassung da, wo diese noch nicht besteht, nach der vollen und wahren Ausübung der Constitution, wo diese bereits eingeführt ist, nach einer allgemeinen Volksvertretung bei dem deutschen Bunde, nach einem allgemeinen deutschen Parlamente, nach allgemeiner Volksbewaffnung, Preß- freiheit, voller Religions- und Gewissensfreiheit, nach einem öffentlichen Ge- richtsverfahren mit Schwurgerichten, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung und nach anderen allgemeinen, das Volks- und Staatswohl fördernden organischen Einrichtungen. Die meisten deutschen Fürsten fügten sich frühzeitig in den Willen des Volkes, um großes Uebel zu verhüten. So beschwichtigte auch der Kaiser von Oestreich, Ferdinand I., am 11. März 1848 einen Volksaufstand in Wien gegen das Regierungssystem des Staatskanzlers Fürsten von Metternich dadurch, daß er diesen seiner Würde entsetzte und dann sowohl Oestreich als auch den übrigen Erbstaaten eine unumschränkte Constitution zusagte. Der sonst so mächtige Metternich, der mit consequent durchgeführtem Drucke und Bevormundung aller deut- schen und Machbar-Länder drei Decennien hindurch einen unüberwindlichen Einfluß hatte, mußte unter Militärbegleitung aus Wien flüchten, um vor der Wuth des Volkes sich zu retten! —Kurz nach diesen wichtigen Ereignissen brach auch in Berlin (am 18. u. 19. März) auf verhängnißvolle Weise ein furchtbarer und blutiger Kampf gegen den Absolutismus des Königthumes los. Wenn auch die Militärmacht nicht der heldenmüthigen Tapferkeit des Volkes wich, so hatte doch die Volkspartei moralisch gesiegt. Selbst der König Friedrich Wilhelm Iv. stellte sich plötzlich an deren Spitze und erklärte, mit einem solchen Volke ein freies und einiges Deutschland zu begründen
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