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1. Neuere Geschichte - S. 355

1848 - Leipzig : Brandstetter
355 mit Theaterstücken und Romanen ganz Deutschland überschwemmte und mit seinen gemeinen Gaben überall willkommen war. Schade, daß daruu- ter manche talentvolle Männer, wie z. B. Kotzebue, Schulze, Lafon- taine u. A. waren, die aus Begierde, Allen zu gefallen, ihren Ruhm bei den Besseren der Nachwelt um solchen Preis verscherzten. Edle Ausnahme machen jedoch viele Romanendichter, vor allen I. P. Richter, Heinse, M u sa'us, Ti eck u. A. Recht zur Zeit unternahmen es die Gebrüder Friedrich und Wilhelm Schlegel durch eine scharfe Beurtheilung poetischer Werke den guten Geschmack wieder zu retten, ja durch die Phi- losophie und Alterthumskunde eine Kritik zu begründen, vor welcher alle die Schriftsteller, welche von Philosophie und Alterthumskunde wenig Kenntnis hatten, nicht bestehen konnten. Schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts war durch Immanuel Kant, Professor der Philosophie in Königsberg, ein strenges Denken angeregt worden, das bald in alle Wissenschaften ein- griff, und Fichte, Professor in Jena (später in Berlin), wandte dasselbe mehr noch auf das praktische Leben, auf Sitten und Volksthum an. Da- bei wurde die Alterthumskunde seit Lessing, Heyne und Winkelmann immer mehr eine Quelle des reinsten Sinnes für Humanität, Kunst und Gelehrsamkeit, und wir müßten viele Namen nennen, wenn wir das reiche Blüthenleben der griechischen und römischen Sprachkunde in Deutschland unseren Leserinnen schildern wollten. Die deutschen Akademien, ja die meisten Gelehrtenschulen waren Hesperidengärten, aus denen bis auf den heutigen Tag unzählige Mannet, reich beladen mit goldenen Früchten, in's Leben traten. Die beiden Schlegel waren solche Männer. Mit gerech- tem Grimme fuhren sie über das Volk im Pfuhle her, das seinen Meister, den großen Goethe, über die Anderen vergessen konnte. Schade, daß sie in ihrem Eifer zu weit gingen und auch Schillern, weil er seiner Ju- gendwerke wegen von der Menge gepriesen wurde, mit den Uebrigen her- abzusetzen strebten! Dieß brachte ihm aber keinen Nachtheil, denn er und Goethe lebten in vertrautester Freundschaft, unbekümmert um den Streit, der ihretwegen geführt wurde, und das richtige Urtheil, welches Goethe und Schiller neben einander jeden in seiner Weise bestehen läßt, hat in neuester Zeit doch gesiegt. Schiller, der edle Dichter, beschloß schon im I. 1805 sein bewegtes Leben; die Vorsehung scheint seinem liebenden Her- zen den Tod als eine Wohlthat erwiesen zu haben, damit er das Unglück seines Vaterlandes nicht erlebte. Während die französischen Heere in Deutschland einsielen und gewaltsam alles freie Aufstreben niederschlugen, verstummten auch die Sänger; geduldet waren nur jene mittelmäßigen Geister, die auf Brettern und in Lesecabinetten ihre undeutsche, entnervende und unerquick- liche Kost mittheilten. Hier und da wagten es aber doch kühne Männer, wie Fichte, Arndt, Jahn u. A., mitten unter Franzosen die deutsche Freiheit zu erwähnen. Als dann im I. 1813 die Deutschen sich ermann- ten, sprachen und sangen Mehre, und in allen Gauen tönte die vaterlän- 23 *
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