1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
Sechster Zeitraum. Von 323 bi- 476. 543
Tode die höchste Wurde zu ertheilen, ward Ricimer durch
den einmüthigen Wunsch der Römer bestimmt. Aber eben
seiner Tugenden wegen ward Majorianus schon im Zähre
461 von Ricimer aus dem Wege geräumt.
Hierauf erhob Ricimer den Li bins Sev erus,
einen unbedeutenden Mann, zum Kaiser. Statt seiner
regierte bloß Ricimer, lind beherrschte Italien unabhängig.
Doch ward seine Herrschaft durch die Alpen begranzt:
denn in Dalmatien hatte sich Marcellinus, in Gal-
Iten aber Ägydius unabhängig gemacht. Auch äng-
stigte Geiserich Italien um diese Zeit so sehr, daß Rici-
mer sich genöthigt sah, den byzantinischen Hof um Hülfe
anzuflehen. Dafür mußte er aber auch dem Wunsche
Leo's I., des Nachfolgers Marcians, gemäß, im Jahre
467 den Anthemius auf den weströmischen Thron setzen.
Den Severus hatte Ricimer schon 465 aus der Welt ge-
schafft, und darauf zwei Jahre ohne das Schattenbild ei-
nes Kaisers regiert.
Anthemius war ein griechischer Patricier und au-
einer der angesehensten Familien zu Constanrinopel. — Ge-
gen Geiserich kehrte wirklich Leo I. seine Waffen, aber fei-
ne Anstrengungen wurden durch Berratherei vereitelt. Al-
lein auchdas gutebenehmen zwischen Ricimer und Anthemius
war nicht von langer Dauer. Schon im Jahre 469 zog
sich Ricimer nach Mailand zurück, kehrte die Waffen ge-
gen den Anthemius, ernannte den Olybrius zum Kaiser,
und bemächtigte sich im Jahre 472 mit Gewalt Roms,
bei welcher Gelegenheit Anthemius ermordet, und die
Stadt durch die bürgerliche Wuth umgekehrt ward. Doch
bald nach dieser Empörung (August 472) ward Ricimer
durch eine Krankheit weggerafft.
Anicius Ölybrius war Senator, der Gemahl
Placidiens, der Tochter Balentinians Hl., und daher,
nach Ricimers Urtheile, der Menge erwünscht, starb aber
schon wenige Monate nach seiner Thronbesteigung.
Alls rhn folgte Glycerius, ein Soldat, welchervoa
dem burgundischen Fürsten G u nd 0 b a ld, dem Neffen Nici-
wers, zurkaiserwürde erhoben wurde. Aber Gundobald war
entweder nicht im Stande, oder nicht geneigt, die Ernen-
nung desselben mittelst eines bürgerlichen Krieges durch-