1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
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Mittlere Geschichte.
so wie vorher die Großen gegen die königliche Macht ge-
kämpft halten, so kämpften sie nun gegen den Major
Domus.
Endlich siegte Pipin von Heristal (687 - 71-4)
über den König und die Großen, und wurde allvermögen-
der Major Domus in dem ganzen Frankenreiche. Er war
ein Enkel Pipins von Landen und des Bischofs Arnulf von
Metz. Er besaß schöne Güter an den Ufern der Maas;
und von einer daselbsi gelegenen Burg, in welcher er sich
aufzu halten pflegte, führte er den Namen Pipin von He-
ristal. Ihm übertrugen die Austrasier, als ihnen Ebroin,
der gewaltige Major Domus von Neustrien und Burgund,
Theodorich Iii. zum Könige aufdringen wollte, die Verwal-
tung ihres Reiches. Endlich als der Major Domus Ber-
thar unbesonnen und gewaltthatig über Neuftrr'en herrschte,
baten ihn selbst die Neustricr wider ihren König Theodo-
rich und dessen Major Domus um Hülfe« Bei Testri,
unweit St. -Cuicniist, (687) siegte Pipin über den König
und Berthar; dieser verlor das Leben, Theodorich aber
verlieh dem Sieger das Majorat über das ganze Fran-
kenreich.
Pivin stand mit Ruhm an der Spitze dieses Reiches.
Seine gelassene Klugheit siegte über den wilden Ehrqeiz
der Großen, und er, welcher im Stande war, sich selbst
zu beherrschen, erlangte die Herrschaft auch über alle an-
dere. Wie seinen Großvätern lag ihnr die Rechtspflege
am Herzen. Auch veranstaltete er, daß, der alten Sitte
gemäß, Versammlungen aller Franken gehalten wurden.
Doch konnte er seine Macht nicht so befestigen, um die-
selbe auch nach Außen zu behaupten. So vermochte er die
Baieru und Alemannen keineswegs zu dem Gehor-
sam zurückzuführen, welchen sie einst den Merowingern
gelobt hatten, wovon sie sich aber entbunden glaubten,
als diese der That nach zu herrschen aufgehört hatten. In
Aquitanien hatte sich unter den biöher-gen Verwirrun-
gen durch eine» Sprößliug der Merowinger ein eigenes,
jezt schon erbliches, Herzogtum gebildet, das eigentlich
nur die Landstriche von den Pyrenäen bis zur Mündung
der Garoune umfassen sollte, nun aber immer mehr erwei-
tert wurde. Pipin wagte es urcht, dieses Herzogthum in