1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
Zweiter Zeitraum. Von 600 bis 1096. 47!
4. Die Papste bis 1073.
Die Päpste machten ihr Ansehen als oberste Borste-
her der Lerche in diesem Zeiträume mehr und mehr gel-
tend. Sic erklärten sich nicht nur öfters für die allgemei-
nen Gesetzgeber der Kirche, für die obersten und einzigen
Richter der Erzbischöfe und Bischöfe, für diejenigen, wel-
che in allen Diöcesen der Christenheit bischöfliche Geschäfte
verrichten dürften, und ohne deren Genehmigung keine
neuen Kirchen, Bisthümer und Klöster gestiftet, noch Bis-
thümer neu eingerichtet werden könnten; sondern handel-
ten auch, wiewohl nicht selten ohne harten Kampf, die-
sen Ansichten gemäß. Auch ward es, seit Papst Jo-
hann Viii. Carl dem Kahlen die ftmfcr - Würde ertheilt
hatte, immer mehr herrschende Meinung, daß nur der
Papst im Namen der Gottheit das Kaiserthum ertheilen
könne. Endlich wie schon die Bischöfe, als solche, sich
über die Fürsten stellten, so und noch mehr stellte sich der
Oberste der Bischöfe über die Mächtigen der Erde.
Was das Ansehen der Kirche überhaupt förderte,
das förderte insbesondere auch das Ansehen des Papstes.
Auch war seine Macht, welche ihn zuletzt über die Für-
sten emporhob, zum Thcil durch die Fürsten selbst sehr
erweitert worden. Denn oft nahmen die Fürsten zu
dem richterlichen Ausspruche des Papstes ihre Zuflucht,
oder unterwarfen sich seinem Ausspruchs, damit Andern
durch seine Verfügungen wehe gethan würde. Überdieß
hingen die Bischöfe dem Papste a«, dessen Hoheit, schon
wegen der Entfernung, weniger drückend für sie war, als
die Herrschaft der nähern Erzbischöfe. Auch erkannten
sie in ihm eine schützende Macht gegen den Staat.—- Die
Decretalen des falschen Zsidors. Endlich zählte die-'
ser Zeitraum mehrere Päpste, welche sich durch Festig-
keit und Entschlossenheit auszeichneten, und nach einem
wohlüberlegten Plane handelten.
So fest war bereits im neunten Jahrhunderte das
Ansehen des Papstthums gegründet, daß selbst viele und
große Stürme, welche im Laufe des zehnten Jahrhun-
derts über Italien überhaupt und Rom und die Pävsto
insbesondere ergingen, dasselbe nicht mehr zu vernichten
vermochten. Selbst Otto d«r Große glaubte nur durch