1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
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Mittlere Geschichte.
Erzählung von Pia st, der um 840 von slavischen Dkäm-
men, welche zwischen der Weichsel und Wartha wohnten,
zum Herzoge gewählt worden seyn soll-, und als Ahnherr
der Herrscher Polens bis zum Zähre 1370 angesehen
wird, gehört der Sagengeschichte an.
Erst seit dem Ende des zehnten Jahrhunderts, dem
Zeitpunkte, in welchem das Christenthum in Polen Ein-
gang fand, fängt die polnische Geschichte zu dämmern an.
Durch seine Gemahlin Dobrawka, eine böhmische
Prinzessin, veranlaßt, nahm der Herzog Miez-islav
(9ö4) das Christenthum an, und Kaiser Otto Iii. sicherte
durch Errichtung des Erzbisthums Gnesen ( 1000), des
Bisthums Krakau und anderer Stifter die Fortdauer der
christlichen Kirche in Polen. Noch verfloß indessen
auch nach der Einführung des Christenthums eine ge-
raume Zeit, ehe die polnische Geschichte eine erfreulichere
* Gestalt gewann. Vielfache Fehden und Kriege mit den
teutschen Kaisern, die seit 962 die Oberherrschaft über
Polen behaupteten, mit den Russen, Preußen und Böh-
men, wie auch Theilungen des Staates und Fehden der
polnischen Fürsten unter sich selbst, machen noch einige Jahr-
hunderte hindurch den Hauptinhalt der polnischen Geschichte
aus. Gegen die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts ward
überdieß Polen durch den von den Mongolen erregten
Sturm heftig erschüttert.
Aber seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts
erhob sich Polen zu einem ansehnlichen Reiche, besonders
durch den Piastcn Wladislaviv. (1206-1333), der
auch (1320) den Königstitel wieder annahm, auf den seine
Vorfahren, durch die teutschen Kaiser genöthigt, öfters
hatten Verzicht thun müssen, welcher aber nun von seinen
Nachfolgern fortwährenö geführt wurde. Auch der inne-
re Zustand des Reiches wurde verbessert. Zn dieser Hin-
sicht zeichnete sich besonders Casimir Iii. der Große
(1333 - 1370), der Sohn und Nachfolger Wladislavs
Iv., aus. Casimir dem Großen dankte Polen eine besse-
re Gesetzgebung, welche auch für den Bürger und Bssuer
sorgte, die Anordnung eines obersten Gerichtshofes und
die Anlage mehrerer Städte und Festungen.