1817 -
München
: Königl. Schulbücher-Hauptverl.
- Autor: Breyer, Carl Wilhelm Friedrich von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Studienanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
7ö2 Neu ere Geschichte.
Erstes Kapitel.
Die Zeit L u d w i g s Xiv.
loöi - 1700 (1715).
I.
Frankreich.
1. Ludwig Xiv. (1643-1715) bei dem Antritte
seiner Selbstregierung.
Ludwig Xiv. stand in seinem drei und zwanzigsten Le-
bensjahre, als er (1661) die Selbstregierung Frankreichs
antrat. Gediegene Bildung oder hohe Kraft des Geistes
und Gemüthes zeichneten ihn keineswegs aus, aber er war
nicht ohne Sinn für das Edle und Großartige, und vorzüg-
lich geschickt in der Kunst, den König auf das vollkommen-
ste zu repräsentiren. Durch die stolze Haltung, welche er
nie verlor, festelte er zunächst die Herzen seiner Untertha-
nen, und da sein Waffeirglück und die Blüthe französischer
Kunst und Wissenschaft, welche er förderte, großen Glan;
über ihn und Frankreich verbreiteten, so ward allmalig bei-
nahe ganz Europa, von der, im Grunde doch nur schein-
baren, Größe dieses Königs verblendet.
Am Anfänge seiner Selbstregierung führte ihm das
Glück mehrere vortreffliche Gehülfen und Nathgeber zu.
Unter diesen ragte besonders Colbert hervor. „Ich bin
Ew. Majestät viel schuldig," sagte der sterbende Maza-
rin, „aber einen Theil meiner Schuld glaube ich Ihnen zu
bezahlen, indem ich Ihnen Colbert bekannt mache?' Col-
bert war in vielem Betrachte für Ludwig Xiv., was Sully
für Heinrich Iv. Wie Sully, stellte auch Colbert durch
Ordnung und Sparfanikeit den zerrütteten Staatshaushalt
wieder her. Wie aber Sullys Aufmerksamkeit hauptsäch-
lich auf den Ackerbau gerichtet war, so begünstigte Colbert,
dem Geiste seiner Zeit gemäß, vorzüglich die Gewerbe und
den Kunstfleiß. Auch gab er feinem Vaterlandc See- und
Colonial-Handel. Gleichergestalt suchte er die Geistesbil-
dung der Franzosen durch Unterstützung der Künste und
Wiflenschaften zu fördern und zu heben. Bald wurde Lud^