1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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über die Alpen nach Italien eingedrungen waren, im folgenden
Jahre bei Verona durch Marius und Catulus bis zur Ver-
nichtung besiegt. Aber fortan blieb der „ki mb rische Schrecken"
sprichwörtlich in Rom. Leider sind uns die Geschichtsbücher des
Livius, die über diese Kriege ausführliche Mittheilungen machten,
bis auf Weniges verloren gegangen.
4) Näher wurden die Römer mit den Deutschen erst seit
der Eroberung Galliens durch Caesar um die Mitte des letzten
Jahrhunderts v. Chr. bekannt. Bis dahin hatten die Römer
Gallier und Germanen für Angehörige ein und desselben
Volksstammes gehalten, eine Ansicht, die schon die Aehnlichkeit
der äußern Erscheinung, hervorragende Größe des Körperbaues,
Gelbhaarigkeit und blaue Augen, welche sie als gemeinsame charak-
teristische Merkmale gallischer und germanischer Völkerschaften jenseits
der Alpen kennen lernten und rühmen, nahe legen konnte. Erst
durch Caesar lernten sie die beiden verwandten Dölkerstämine in
ihrer Eigenthümlichkeit bestimmter unterscheiden.
5) Als die Römer unter Caesar dem Rheingebiete sich
näherten, hatten germanische Völkerschaften das ganze linke Ufer
vom Oberrhein über die Vogesen hinaus zur Maas hin schon längst
in Besitz genommen. Mit dem keltischen Gallien wurden durch
Caesar auch diese linksrheinischen Germanen von Roms Herrschaft
abhängig. Zugleich verfolgte der römische Feldherr bei seinem
Auftreten in Gallien von Anfang an den Plan, jedes weitere
Vordringen der Germanen westlich vom Rhein zu verhindern. Er
trat daher dem Sueven-Fürsten Ariovist entgegen, als dieser in
die innern Angelegenheiten gallischer Völkerschaften bewaffnet sich
einmischte, und drängte diesen nach einem blutigen Siege in der
Nähe von Bisontio (Besan^on) im Jahre 58 v. Chr. über den
Rhein zurück. Dasselbe widerfuhr zwei Jahre später den germa-
nischen Tenchtherer und Usipeter, als sie in Gallien einfallen,
wollten. Caesar selbst setzte zweimal über den Rhein (im Jahre
55 v. Chr. zwischen Bonn und Coblenz, und etwas südlicher im
Jahre 53), und machte kurze Streifzüge im Lande der freien
Germanen, wohl lediglich in der Absicht, ihnen Achtung vor R o m s
Macht einzuflößen.
Die Nachrichten, welche Caesar in seinen Denkwürdig-
keiten des gallischen Krieges über die Germanen mittheilt,
bilden die erste reicher fließende, und daher sehr schätzbare Quelle
der frühesten Geschichte des deutschen Volkes.
6) Seit der Eroberung Galliens kamen die Römer mehr und
mehr mit den Germanen auch diesseits des Rheins in unmittelbare
Berührung. Römische Kaufleute durchzogen ihre Gaue, und der
wißbegierige römische Naturforscher, der ältere Plinius (ff 79
n. Chr.) unternahm eine wissenschaftliche Reise nach dem nord-