1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Auch in diesen Donauländern erhob sich bald eine Reihe
römischer Städte, als Ausgangspunkte italischer Kultur diesseits
der Alpen, unter ihnen als die bedeutendste Vugusta Vindelicorum
(Augsburg), ferner Campidunum (Kempten), Reginum oder Castra
Regina (Regensburg), Castra Batava 2) (Passau) gegenüber der
am rechten Ufer des Inn gelegenen älteren Keltenstadt Bojodurum
(jetjt Innstadt); im rätischen Gebirgsland Curia (Chur) und
Tridentum (Trient). — In Norikum: Juvavum (Salzburg), Lau-
reacum (Lorch) am Einfluß der Ens in die Donau, Falnana (Wien),
Noreja an der Grenze des heutigen Kärnthen und Steiermark.
3) Rhein und Donau bildeten die dauernde Grenze des
Römerreichs im nördlichen Europa. Zur Sicherung derselben gegen
die Germanen dienten zahlreiche befestigte Standquartiere römischer
Legionen. Zugleich hatten die Römer zur Verstärkung ihrer Nord-
grenze und zur Verbindung der beiden Flußlinien derselben sich
in dem Winkel zwischen Rhein und Donau, dem südwestlichen
Deutschland, festgesetzt und hatten dieses ganze Gebiet durch aus-
gedehnte Befestigungen in ein militärisches Vorland des Reichs (pro-
pugnaculum imperii) gegen die Einfälle der Germanen umgeschaffen.
4) Wann und in welcher Weise dies geschah, ist nicht genau
bekannt; jedoch ist die römische Besitzergreifung schon in den ersten
Zeiten der Kaiserherrschaft erfolgt, da Tacitus ihrer erwähnt.3)
Sie ist wohl allmählig und ohne Kampf vor sich gegangen; denn
der ganze Landstrich zwischen Oberrhein und Donau, den früher keltische
Völkerschaften, Helvetier im Westen und Boj er im Osten, inne
hatten, war nach deren Abzug wüste und verlassen geblieben 4).
Er wurde von gallischen und germanischen Ansiedlern eingenommen,
die vom linken Rheinufer herüber kamen und unter dem Schutze der
Römer das Land bebauten. Denn diese hatten die Wichtigkeit
des neuen Besitzes bald erkannt, und suchten ihn durch vorge-
schobene Befestigungen soweit auszudehnen und zu sichern, als
militärische Rücksichten dies verlangten.
5) So entstand im Laufe der ersten Jahrhunderte der Kaiser-
herrschaft, besonders unter Hadrian und Probus, eine zu-
sammenhängende römische Befestigungslinie (limes, vallum), die
den ganzen Winkel zwischen Donau und Rhein gegen Einfälle der
freien Germanen abschloß. Sie nahm ihren Ausgang von der
Donau oberhalb Regensburg nahe beim Einfluß der Altmühl, zog
im Ganzen in nordwestlicher Richtung durch den Odenwald an
den Main (östlich von Miltenberg); dann über die Wasserscheide
des Spesiart, durch die Wetterau an den Taunus, von da parallel
mit dem Ithein bis unterhalb Cöln. Die Befestigung bestand bald
aus Steindamm, bald aus Erdwall mit vorliegendem Graben, und
war auch durch Thürme verstärkt. Ueberreste dieser großartigen
römischen Befestigungslinie sind unter dem Namen Teufelsmauer,