1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
15
8) Die Teutoburger Schlacht hat Deutschlands Selbst-
ständigkeit gesichert. Wohl mochte man in Nom der kirnbrischen
Schreckenszeit gedenken, und einen Zug der Barbaren über die
Alpen erwarten. Die Deutschen aber hielten sich nach errungenem
Siege ruhig in ihren Gauen, zufrieden die fremde Herrschaft ge-
brochen zu'haben. Als daher Tiberius auf die Nachricht von des
Varus Untergang mit einem neuen Heere aus Gallien an den
Rhein eilte und Alles ruhig fand, begnügte er sich, einiges Gebiet
am rechten Ufer zu verwüsten und die Besatzungen zu verstärken.
9) Erst fünf Jahre später, nachdem Tiberius nach des
Augustus Tod (14 n. Ehr.) die Herrschaft in Rom angetreten,
unternahm sein Neste Germanikus, des altern Drusus
würdiger Sohn, wieder bewaffnete Züge in das innere Deutsch-
land (14—16 n. Ehr.), um des Varus Niederlage zu rächen und
Roms Hoheit auch rechts vom Rhein wieder Anerkennung zu ver-
schaffen. Zwar bestanden die Römer unter Germanikus, seinem
tapferen Unterfeldherrn Caecina u. A. viele harte Kämpfe mit den
Deutschen, errangen auch einzelne blutige Siege (gegen die Chatten,
Marsen, auch gegen die Cherusker unter Armin selbst auf dem
oumxu8 läiskuvisus bei Minden an der Weser); aber im Ganzen
blieben alle diese Anstrengungen fruchtlos. Die Römer selbst er-
kannten, daß dem Kampfe gegen ein tapferes Volk, das nicht für
Eroberungen, wohl aber für seine Selbstständigkeit Alles-zu opfern
entschlossen sich zeigte, nicht durch einzelne Siege, sondern nur durch
Vernichtung ein Ende gemacht werden könnte, eine Aufgabe, die
selbst der Macht Roms unmöglich, und nicht einmal wünschens-
werth erscheinen mochte. ')
10) Tiberius, ohnehin auf seinen Neffen eifersüchtig und
voll Mißtrauen, rief daher den Germanikus vonr Rhein
zurück, und übertrug ihm, nachdem er ihm die Ehre eines Triumphs
über die Deutschen gegönnt, ein Commando im Orient. Anl
Rhein selbst beschränkten sich die Römer seitdem wieder auf bloße
Abwehr, 2) und suchten die Nordgrenze ihres Reichs durch zu-
sammenhängende Befestigungen auf dem rechten Ufer zu schützen.
Bald nach der Mitte des dritten Jahrhunderts mußten sie indeß
auch jene aufgeben, um nur die Rhemgrenze noch einige Zeit
mühsam gegen das Vordringen germanischer Schaaren zu halten.
11) Armin, der deutsche Held in germanischer Urzeit, dessen
überragende Geisteskraft und feurige Freiheits- und Vaterlandsliebe
die Deutschen erstmals zum Widerstand gegen unwürdige Fremd-
herrschaft, gegen Festsetzung römischen Wesens im eigentlichen
Deutschland, aufgerufen und zusammengehalten haben,'ist schon
von Tacitus, dem Römer, der „Befreier Germaniens"
genannt worden, dessen Andenken auch vom Volke in Liedern dankbar
gepriesen wurde 3). In der That haben die Deutschen durch den