1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
54
der als der eigentliche Begründer des deutschen Gesammt-
ftaates betrachtet werden muß, hat in richtiger Würdigung der
Kräfte des Reichs und der Stellung der in ihm vereinigten
Nationalitäten den Sitz der Herrschaft in die alte Heimath zurück-
verlegt.
5) Ueber zwei Jahrhunderte hat das Frankenreich bestanden, bis
die einander fremdartigen Elemente sich schieden und in ein west-
fränkisches (Frankreich) und ostfränkisches (Deutschland)
Reich zerfielen, jenes mit gemischter sogen, romanischer, dieses
mit rein erhaltener gemanischer Bevölkerung, Sprache und Gesittung.
6) Die bedeutsame Veränderung und Umwandlung, welche
in Folge der Entstehung des Frankenreichs in der bisherigen
Stellung der deutschen Stämme und Völker zu einander eingetreten
sind, waren zwar zunächst auf dem Wege der Gewalt, durch
Waffenglück, bewirkt worden. Aber den Waffen ist die Predigt
des Evangeliums gefolgt; die alten Stammesgötter, die in
der Verschiedenheit ihrer Kulte die Trennung und den Gegensatz
der Stämme unterhielten, wichen der versöhnenden Kraft des
christlichen Glaubens, der bei der Innigkeit, mit welcher ihn
bald das deutsche Gemüth erfaßte, das starke geistige Band
nationaler Einigung der Deutschen geworden ist. Mit der Aus-
breitung des Christenthums in Deutschland und der neuen Ge-
sittung, welche in christlichem Boden ihre gemeinsamen Wurzeln
trieb, beginnt erst eine eigentlich nationale Geschichte des
deutschen Volkes und seiner Kultur.
§. 28.
Eroberung Galliens durch die Franken. — Chlodwig.
1) Während in den ersten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts
die Herrschaft der Römer in Gallien durch die Beutezüge
germanischer Schaaren, insbesondere den Einfall der Vandalen,
gebrochen wurde, waren auch die Franken von ihren bisherigen
Sitzen weiter in Gallien vorgedrungen, Salische Franken
hatten sich vom Deltalande des Rheins über das nordwestliche
Gallien, über Belgien hinaus bis zur Somme, ripuarische
von Cöln aufwärts bis Mainz verbreitet.
2) Die Franken waren noch in mehrere Herrschaften getheilt
unter besondern Herzogen oder Heerkönigen, unter deren ältesten
die Sage Faremund nennt. Sein Enkel Mervei (Merovaeus)
lebte zur Zeit des Hunnensturms; von ihm führt das später zur
Alleinherrschaft gelangte fränkische Königsgeschlecht den Namen
Merwinger oder Merovinger. H
3) Gegen Ende des 5. Jahrhnndertsragten unter den salischen
Franken König Childerich zu Dornik (Tournay), und unter