1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Getränke, und Arnulph, Herzog in Baiern, (als Marschall) für
Unterkunft der Reiter und ihrer Pferde Sorge getragen.
2) Otto hatte wohl von seinem Vater die Thatkraft, nicht
aber dessen Mäßigung und Leutseligkeit geerbt, wodurch dieser die
Menschen an sich zu fesseln verstand. Otto hatte während seiner
37jährigen Regierung mit unaufhörlichen inner« Unruhen, mit
Verschwörungen und Aufruhr zu kämpfen, welche zum Theil durch
den Zwiespalt in seiner eigenen Familie hervorgerufen wurden.
3) Otto schlug indeß mit starker Hand die wiederholten Ver-
suche der Großen zur Empörung nieder; eine ungemeine Thatkraft
zeigte ihn auch der schwierigsten Lage gewachsen, um das königliche
Ansehen und die Einheit des Reichs aufrecht zu erhalten. ' Der
neue König hatte sich die Aufgabe gesetzt, die Macht der Herzoge
zu brechen, und diese als Vasallen des Reichs wieder in größere
Abhängigkeit vom Könige zu bringen. Dies Streben wurde der
Ausgang vieler Wirren und Auflehnungen der Großen.
4) Die gefährlichste wurde die des alten Herzogs Eberhard
in Franken, der weil er einen sächsischen Dynasten, seinen bis-
herigen Vasallen, der dem Frankenherzog nicht mehr Lehnsdienste
leisten wollte, eigenmächtig gezüchtigt und dessen Feste niedergebrannt
hatte, vorn Könige zur Verantwortung gezogen worden war. Auf
einem Reichstage zu Magdeburg (936) wurde Eberhard mit
100 Pferden gebüßt, während dessen Teilnehmer die Schmach des
Hundetragens traf. Der alte Eberhard, der früher besondere Ver-
dienste um das sächsische Regentenhaus durch Auslieferung der
Reichsinsignien erworben zu haben glaubte, fühlte mit seinen Franken
solche Kränkung tief, und schritt zur offenen Auflehnung gegen
König Otto fort. In dieselbe wurden bald Otto's mißvergnügter
Stiefbruder Thankmar, und selbst der jüngere Bruder Heinrich
hineingezogen; denn letzterer war der Liebling der Mutter, die schon
früher der Ansicht gewesen, dieser habe mehr Recht zur Nachfolge auf
den deutschen Thron, weil er erst geboren worden, nachdem Herzog
Heinrich zur Königswürde erhoben sei. Auch Otto's Schwager,
Herzog Giselb recht von Lothringen, gesellte sich zu dessen Gegnern,
deren Plan dahin ging, jenen zu verdrängen und den jungen, mehr
gefügigen Heinrich zum Könige zu erheben. Die Lage wurde um so
bedenklicher, als Herzog Giselbrecht mit dem Könige von Frankreich
«Ludwig Iv., mit dem Beinamen d'outremer, der Ueberseeische)
Verbindungen anknüpfte, und ihm die Aussicht auf Wiederer-
langung einer Oberlehnsherrlichkeit über Lothringen eröffnete.
5) So vielen Feinden gegenüber entwickelte jetzt in der Roth
König Otto eine Tüchtigkeit und geistige Größe, die ihn des
Thrones und des seltenen Glückes, das ihn unterstützte, würdig
zeigten. Thankmar, der zuerst in Sachsen selbst die Waffen er-
hoben, wurde geschlagen und floh, um ein Asyl zu finden, in eine