1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Stolze, Herzog von Baiern und Sachsen, der sich selbst
rühmte, von einem Meere bis zum andern (von der Ostsee bis
zur Adria) zu herrschen, bei der Wahl übergangen worden. Kaum
war nämlich die Wahlversammlung auf den Mai 1138 nach
Mainz ausgeschrieben, so wählten die zu Coblenz versammelten
rheinischen Fürsten schon im Februar dieses Jahres den tapfern
und edlen Hohenstaufen Konrad, Herzog von Franken, Heinrich's V;
Schwestersohn, zum Könige, um Heinrich dem Stolzen zuvor-
zukommen. Ebenso eilig wurde Ko nrad's Krönung zu Aachen
vollzogen, worauf schon am nächsten Pfingsten auf einem Fürsten-
tage zu Bamberg auch die Sachsen dem neuen Könige huldigten.
2) Der stolze Welfe, Herzog Heinrich, der in Bamberg
nicht erschienen war, lieferte zwar die Reichsinsignien, die er in
Händen hatte, aus. Als er aber sich weigerte, eines seiner
Herzogthümer abzutreten, wie König Ko nrad verlangte, weil es
wider die Ordnung des Reichs sei, daß ein Fürst zwei Herzogthümer
verwalte, so wurde er auf einem Fürstentag zu Würzburg (1138)
wegen Ungehorsams mit der Acht belegt, und gleich daraus auf
dem Reichstag zu Goslar seiner Reichslehen verlustig erklärt.
Ko nrad gab Sachsen an den Grafen Alb recht den Bär
aus dem Hause Anhalt (Askanien), der durch König Lothar Ii.
die Markgrafschaft Nordsachsen (die jetzige Altmark) erhalten
hatte, Baiern aber an den Markgrafen Leopold von Oestreich,
Konrad's Halbbruder von mütterlicher Seite. H
3) In dem hierüber entstandenen Kriege wurde Heinrich
bald aus Baiern, wo der stolze Fürst wenig Anhang zählte, ver-
trieben, behauptete sich aber im Sachsenland, das mit Treue
an den Welfen hing, und auch nach Heinrich's frühem Tode
(1139) in Waffen blieb. Im obern Deutschland setzte Heinrich's
Bruder, Graf Welf Vi. von Altorf, den Krieg fort, wurde
indeß, als er die von König Konrad belagerte welfische Stadt
Weinsberg entsetzen wollte, 1140 besiegt. In dieser Schlacht
soll zuerst der Parteimf: Hie Welf, Hie Waiblinger gehört
worden sein.
4) Das umlagerte Weinsberg sah sich nun zur Uebergabe
gezwungen; König Konrad, über den hartnäckigen Widerstand
des Städtchens erbittert, gedachte dieses strenge zu behandeln,
doch sollten die Frauen mit ihren kostbarsten Schätzen freien
Abzug erhalten. Da erschien am Tage der Uebergabe ein seltsamer
Aufzug von Frauen, jede ihren Mann auf dem Rücken. Solche
Treue rührte den König, so daß er sie Alle frei ziehen ließ, und
auch der Ort mit seiner Burg, fortan die „Weibertreue"
genannt, erhalten blieb.
5) Nach dem Tode Leopold's von Oestreich verglich sich
Konrad mit den Welfen (1141). Heinrich der Löwe, bei