1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Liedern und dadurch im Bewußtsein des Volkes bis in's spätere
Mittelalter erhalten haben. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wur-
den die einzelnen Lieder, die sich auf einen bestimmten Sagenkreis
bezogen, mit einander verbunden und durch Zusätze zu einem grö-
ßeren erzählenden Gedichte, zu einem Volksepos erweitert. Die
Verfasser der ursprünglichen Lieder, wie die Namen derer, welche
jene zu einem einigen Ganzen bearbeiteten, sind unbekannt.
Die ausgezeichnetsten dieser Dichtungen, deren wir mehrere
besitzen, sind das Nibelungen-Lied und die Gudrun.
2) Das jetzt sogen. Nibelungen-Lied oder der Nibe-
lungen N o th u n d Kl a g e (letztere ist ein Anhang zu ersterem
größern Gedichte) ist durch Großartigkeit des Gegenstandes, durch
lebendige und natürliche Zeichnung der Sitten und handelnden
Personen, und durch einfache und naive Darstellung das vorzüg-
lichste Nationalepos der Deutschen, das man nicht mit Unrecht die
deutsche Iliade genannt hat. Das Gedicht, dessen Hauptstoff
auf altdeutschen Volkssagen beruht, führt den Namen von den
Nibelungen J), einem altnordischen Helden- und Zwerggeschlecht,
die Siegfried von Xanten am Rhein, Herr der Niederlande,
besiegt, wodurch er in den Besitz eines unermeßlichen Schatzes,
der Nibelungen-Hort, kommt, und nun selbst, wie auch die
mit ihm in Berührung kommenden burgundischen Helden den Namen
der Nibelungen führt.
3) Die Gudrun ist neben dem Nibelungen-Lied das schönste
erzählende Gedicht des deutschen Mittelalters, und wird deshalb
nicht unpassend die deutsche Odyssee, oder auch „die wunder-
bare Nebensonne der Nibelungen Noch" genannt. Wie dieses, so
beruht auch die Gudrun auf älteren Volksliedern, die dem
Sagenkreise des sächsischen Volksstammes angehören.
') An merk. Der Name Nibelungen bedeutet Söhne des Nebels;
Niselheim oder Nebelreich = Todtenreich. Der Name hat eine allegorische
Bedeutung: wer dem verderblichen Golde sich hingiebt, verfällt den Geistern
der Unterwelt, wird ein N i b e l u n g, d. i. dem Tode geweiht. — G u d r u n
ist der Name der Heldin des Gedichts, der Tochter Hetels, eines friesischen
Heerkönigs, die aus ihrem Lande geraubt, in schöner Treue viel Hartes
erduldet, bis sie ihr Verlobter wieder befreit.
§. 96.
Baukunst.
1) Die byzantinische Baukunst und Malerei verbreitete sich
durch die Oströmer nach Italien, und von da über Frankreich und
Deutschland, wo sich erstere zu einem gemischten, dem sogen, roma-
nischen Style, ausbildete. In diesem Style sind die Dome zu
Mainz (seit 978), Worms (um 1000), Spei er (1030 durch
Konrad Ii.), Bamberg u. a. erbaut.