1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zweites Heer von 80,000 Mann unter dem zur praktischen Kriegs-
führung ganz unfähigen Mack war zwischen Ulm und Mem-
mingen aufgestellt.' Dem gegenüber verstand Napoleon mit
gewohnter Meisterschaft seinen Plan zu entwerfen, und die Ver-
bündeten zu überraschen, ehe sie ihre Streitkräfte vereinigt hatten.
Hierzu standen ihm gewaltige Heerhaufen bereit, die er namentlich
in B o u l o g n e zu einer in Aussicht gestellten Landung in England
gesammelt hatte. Er beschloß, sich mit seiner Hauptmacht auf das
kleinere in Schwaben zerstreut aufgestellte östreichische Heer unter
Mack zu werfen. Zu diesem Zwecke ließ er dasselbe durch Berna-
dotte, der durch das ansbachische Gebiet des neutral gebliebenen
Preußens ziehen mußte, umgehen, und vernichtete es in wenigen
Tagen. Die enzelnen Abtheilungen wurden geschlagen, Mack
selbst nach Ulm geworfen, wo er sich mit 25,000 Mann schimpflich
an Berthier ergab <17. Oct. 1805). Nur ein Theil der Reiterei
unter dem Erzherzog Ferdinand hatte sich nach Böhmen durch-
geschlagen. Unaufhaltsam drang Napoleon nun in Oestreich
vor. Schon am 13. Nov. ward Wien von den Franzosen besetzt,
die sich von hier nach Mähren wandten, wo die jetzt anrückenden
Russen unter Kutusow mit den Trümmern der östreichischen
Armee sich vereinigt hatten. Hier entschied die sogen. Dreikaiser-
schlacht bei dem Dorfe Austerlitz (2. Dec.j zu Gunsten Na-
poleoni wider Franz Ii. und Alexander I. Entmuthigt
entsagte man zu frühe weiterm Kampfe. Die Russen zogen
ungehindert in ihre Heimath zurück, während Oestreich einen
Waffenstillstand schloß, dem schon am 26. Oct. 1805 der höchst
nachtheüige Friede zu Preß bürg folgte.
5) In diesem von Napoleon durch seinen Minister Talley-
rand dictirten Frieden mußte Oe streich das im luneviller Frieden
erworbene Venedig mit Dalmatien an das Königreich
Italien abtreten, ferner Tyrol nebst Vorarlberg, Brixen,
Trident, Eichstädt, Passau u. a. an Baiern, die
vorder östreichischen Lande in Schwaben und den Breisgau
an Württemberg und Baden. Oestreich verlor im Ganzen etwa
1000 Quadratmeilen mit nahezu 3 Millionen Einwohnern; außer-
dem mußte es noch 40 Millionen Kriegskosten zahlen. Für alles
dieses erhielt Oestreich Salzburg und Berchtesgaden als
Scheinentschädigung. Die östreichischen Agnaten, der Kurfürst
von Salzburg <der frühere Großherzog von Toscana) wurde
mit Würzburg abgefunden, und dem modena'er Erzherzog für
das an Baden verlorene Breisgau ein Ersatz wenigstens ver-
sprochen.
6) So war die Schlacht von Austerlitz gleichsam die Weihe
des neufränkischen Kaiserthums geworden. Denn Na-
poleon, gern an Karl den Großen erinnernd, trat nun mit