1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der launenhaften Gunst oder Ungunst des französischen Herrn
wurden zahlreiche bisherige Reichsstände, Reichsfürsten und Reichs-
grafen, die Gebiete der beiden Ritterorden, so wie die gesammte
reichsunmittelbare Ritterschaft mediatisirt, d. i. ihrer bisherigen
Stellung und Rechte beraubt, und solchen unterordnet, denen'die
meisten als Mitstände im Reich bis dahin ganz gleich gestellt
waren *). Die auf Napoleon's Machtspruch weggenommenen
Gebiete, zusammen etwa 550 Quadratmeilen mit fast 1 */2 Mill.
Seelen, wurden zur Vergrößerung der begünstigten Rheinbund-
fürsten verwendet. Auch die uralten freien Reichsstädte, Nürn-
berg und Frankfurt, erlagen der Gewaltthat der Zeit; jenes
wurde an Baiern, dieses dem Fürsten Primas zugetheilt.
M A nmer k. Dahin gehören die reichsfürstlichen Familien van Fürstenberg,
Schwarzenberg, Thurn- und Taxis, Auersberg, Salm, Dietrichstein, Lobko-
witz u. a., die reichsgräflichen Häuser van Leiningen, Löwenstein, Hohen-
lohe, Wallerstein, Truchseß-Waldburg, Solms, Wied, Wittgenstein, Stolberg,
Castell, Schönborn, Stadion, Limburg, Erbach, Bentheim, Bassenheim u. a.
§. 104.
Der Krieg Preußens im Jahre 1806 und in Gemeinschaft mit Rußland im
Jahre 1807. Der Friede zu Tilsit.
1) Preußen hatte bisher den gewaltsamen Veränderungen
und Umwandlungen im deutschen Reich ruhig zugesehen, und selbst
die Ausbreitung der französischen Herrschaft'bis tief nach Deutsch-
land hinein ohne Widerspruch geschehen lassen. König Friedrich
Wilhelm Iii. liebte den Frieden und wollte Alles vermeiden, was
einen Zusammenstoß mit Frankreich herbeiführen könnte. Diese
Stimmung des Königs kam den Plänen Napoleon's sehr zu
Statten; dabei verstand seine arglistige Politik die Kurzsichtigkeit
der preußischen Staatsmänner jener Zeit fortwährend zu täuschen.
Er hatte Preußen die Bildung eines ähnlichen norddeutschen
Bundes in Aussicht gestellt, der für jenes werden sollte, was der
Rheinbund für Frankreich wirklich war. Seit aber Napoleon
seinen Zweck erreicht hatte, und er über die Mittel von fast halb
Deutschland gebot, änderte er seine Politik, und begann Preußen
mehr und mehr mit rücksichtsloser Geringschätzung zu behandeln.
2) Napoleon hatte im letzten Kriege gegen Qestreich nicht
nur die preußische Neutralität durch den Durchmarsch seiner Trup-
pen durch das Ansbachische verletzt, seine Hinterlist zwang sogar
Preußen nach der Schlacht von Austerlitz, Ansbach, Cleve
und Neufchatel zur Verfügung Frankreichs zu stellen, und dafür
Hannover in Besitz zu nehmen. Wesel auf dem rechten Rhein-
ufer, das Preußen an Berg abtreten sollte, hatte Napoleon zu
einer französischen Festung erklärt. — Dies Alles hatte für Preu-
ßen lediglich die Folge, daß ihm England wegen Hannover den