1850 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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allen Zweigen der Verwaltung in's Leben zu treten; andere wur-
den vorbereitet. Die von der öffentlichen Meinung geforderten
Parlamente wurden wiederhergestellt; das Unwesen der Ver-
haftbriefe (lettres de cachet), das unter den frühern Regie-
rungen fast alle persönliche Freiheit vernichtet hatte, sollte aufhörcn;
die in einigen Provinzen noch bestehende Leibeigenschaft, die We-
gefrohnden sollten aufgehoben, die Schuldenlast durch Sparsam-
keit gemindert und die Abgaben durch eine gleichmäßigere Ver-
keilung, auch auf Adel und Geistlichkeit, weniger drückend wer-
den. Aber diese und andere Finanzformen bereiteten dem trefflichen
Finanzminister Turgot 2) heftige Gegner selbst im Parlamente.
Der Hof verband sich mit dem Premierminister, dem eitlen Grafen
Maurepas, gegen ihn; der König ward schwankend, Turgot
aber schied mit seinem Freunde Males herbes aus dem Mini-
sterium (1776).
1) Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Repu-
blik, von F. C. Dahlmann. 2e Ausi. 1847.
2) Turgot huldigte im Allgemeinen dem von Quesnay aufgestellten so-
genannten physiokratischen oder ök o n om i st isch e n Finanz-System,
nach welchem — im Gegensätze zu dem Colbertischen Mercantilsy-
stem — die zur Bestreitung der Staatsbedürfnisse nöthigen Abgaben
auf Grund und Boden beschränkt, und eine gleiche Besteuerung der
Grundeigenthümer eingeführt werden sollen.
s. 99.
Die Anfänge der Revolution.
1) Nach Turgot's und Malesherbes Ausscheiden aus der
Verwaltung hatte man den Weg der Reformen aufgegeben; bald
aber sollte sich deren Nothwendigkeit in anderer Weise geltend
machen. Die stets steigenden Finanzverlegenheiten des Staates
führten zu einem wiederholten Ministerwechsel. Die Finanznoth
richtete die Aufmerksamkeit bald auf einen gebornen Genfer, Necker,
der als reicher und geachteter Banquier in Paris lebte und durch
seine glücklichen Geldgeschäfte, noch mehr aber durch seine Schrif-
ten sich den Ruf eines tüchtigen Finanzmannes erworben hatte.
Man zog ihn zu Rathe und stellte ihn endlich 1777, unter dem
Titel Generaldirektor der Finanzen, an die Spitze der Fi-
nanzverwaltung , da man ihn, einen Ausländer und Protestanten,
nicht zum Minister ernennen wollte. Durch eine verständige Spar-
samkeit und durch seine Geschicklichkeit in Geldsachen wußte Necker
während seiner Verwaltung der Staatscaffe die Mittel zur Be-
streitung der Ausgaben zu verschaffen.
2) Um den öffentlichen Credit zu heben, veröffentlichte Ne-
cker einen Rechenschaftsbericht (Compte rendu) über die Fi-
nanzlage und Mittel des Staates und wurde durch diese öffent-
liche Darlegung seiner Verwaltung der gefeierte Mann des Volkes.