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1. Theil 1 - S. 39

1827 - Breslau : Max
39 den Tod aller vierzehn Kinder der Niobe. Apollo tödtete mit sei- nen Geschossen die Söhne, und Diana die Töchter. Ein treff- licher römischer Dichter, Ovid, der zu der Zeit von Christi Ge- burt lebte, hat uns in rührenden Versen die schöne Mythe er- zählt, und schildert mit treffenden Zügen die Angst der unglück- lichen Mutter, wie sie ein Kind nach dem andern hinsr'nken sieht, und vergeblich uw die Erhaltung wenigstens der letzten sieht. Zugleich verlor die Arme auch ihren Mann Amphion durch Apollo's Pfeile. Gatten- und kinderlos begab sie sich zu ihrem Vater nach Lydien in Klein-Asien, und zerfloß Tag und Nacht in unversiegbaren Thranen. Da erbarmte sich ihrer Jupiter, und verwandelte sie in einen kalten Marmor, aus dem aber auch noch eine Quelle rann. Nach Amphion regierte in Theben Lajos, auf dessen Ge- schlecht ein rechter Fluch ruhte. Er nahm sich ein thebanischcs Mädchen, Jo käste, zur Frau. Da verkündigte ein Orakcl- spruch die schrecklichen Worte: ,,das Kind, welches Jokaste be- kommen wird, wird seinen eignen Vater tödten, und seine Mut- ter her'rathen." Lajos schauderte. „Nein," rief er, „das soll es gewiß nicht;" — und kaum war das Kind geboren, so be- fahl er auch schon, es in eine Wildniß zu tragen, und dort zu tödten. Der dazu bestimmte Sclave aber wollte nicht selbst Hand an das unschuldige Kind legen, und hing es mit dem einen Beine an einen Baum. Das arme Würmchen schrie aus allen Kräften, bis ein Hirt des Königs von Korinth, Poly- bos, es hörte, hinzueilte, und es losband. Er trug es zu sei- nem Herrn nach Korinth; die Königin Periböa nahm es als Pflegekind an, und nannte cs, weil es einen ganz geschwolle- nen Fuß hatte, Oedipus (—vv) oder Dickfuß. Der Knabe wuchs heran, wurde schön und brav, mußte sich aber oft von seinen Gespielen vorwerfen lassen, er sey ja doch nur ein Fin- delkind. Er fragte darüber endlich einmal seine vermeintliche Mutter, die ihm auch keine rechte Auskunft geben konnte, und ihm rieth, das Orakel in Delphi zu befragen. Das gab ihm zur Antwort: „fliehe dein Vaterland, damit du nicht deinen Vater erschlägst und deine Mutter heirathest." — „Bewahre der Himmel!" rief Oedipus, „das will ich nicht; keinen Fuß will ich wieder nach Korinth setzen." — Er beschloß, nach
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