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1. Theil 1 - S. 67

1827 - Breslau : Max
67 Volke hielt sie zurück. So sah es im Hause des Odysseus aus, als er auf der Insel landete. Um die Freier unerkannt desto besser überraschen zu können, verwandelte ihn Minerva in einen alten schmutzigen Bettler mit kahler Glatze, vielen Runzeln, triesigen Augen, und schlotternden Gliedern, in Lumpen gehüllt, und einen garstigen und schmutzigen Ranzel auf dem Rücken. In dieser herrlichen Gestalt kam er zuerst an die Wohnung seines Schweinehirten Eumäos, eines alten verständigen Man- nes, den wir nicht mit unfern Schweinetreibern vergleichen müssen. Er war von königl. Geblüt (denn Heerdcn zu hüten war für die Vornehmsten keine Schande), und ein recht inniger Freund des Hauses seines Herrn. Mit tiefem Verdruß sah er, wie ihm die Freier ein fettes Schwein nach dem andern ver- zehrten, und sehnte sich gar sehr nach der Rückkunft seines Herrn. Zu diesem Manne kam Odysseus in Bettlergestalt, wurde freundlich ausgenommen, mit Gastfreundschaft bewirthet, und alsbald befragt, ob er denn nichts von Odysseus un- terwegs gesehen habe? „Nein!" meinte der Bettler; „aber ich habe gehört, daß er noch lebe, und auf dem Wege nach Ithaka sey." — Das wollte ihm aber der edle Sauhirt nicht glauben. Am folgenden Tage kam auch Telemach zum Eumaos. Der sprang ihm freudig entgegen, und umarmte ihn mit vielen herzlichen Küssen. Denn Telemach war eben erst von einer ge- fahrvollen Reise zurückgekehrt, die er zum Nestor und Menelaos nach dem Peloponnes unternommen hatte, um zu fragen, ob sie denn nichts von Odysseus wüßten? Aber sie konnten ihm keine Nachricht geben, außer daß Menelaos eine Weissagung mittheilte, die er einst gehört hatte, daß Odysseus nach zehn- jährigem Umherirren endlich glücklich heimkehren würde. Mit dieser Nachricht war er fröhlich nach Ithaka zurückgeeilt; aber die Freier hatten ihm aufgelauert, um ihn zu ermorden; zum Glück hatte Minerva ihn gewarnt, und an einer andern Seite landen lassen. Ehe er nach Haufe ging, kam er zu seinem Freunde Eumaos. Wie schlug nicht dem Odysseus das Herz, als er seinen lieben Sohn wiedersah, den er als Kind verlassen, und seit zwanzig langen Jahren nicht gesehen hatte! Nun stand er vor ihm als blühender Jüngling. Wahrlich, er mußte recht an sich halten, daß er ihn nicht an sein Herz drückte. Er vergaß 5*
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