1827 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
220
Forderungen des Tractates erfüllt, und hätten daher doch wohl
hoffen dürfen, von den Römern in Ruhe gelassen zu werden.
Aber es lebte in Rom ein alter, ernster Mann, Cato mit Na-
men, so ernst, daß er in seinem Leben vielleicht nie gelacht
hatte, und so streng, daß sich alle Römer vor ihm fürchteten.
Dieser Mann hatte einen recht bittern Haß auf Karthago ge-
worfen, und schloß keine Rede, deren er viele im Senate hielt,
ohne die Worte: „und zum Schlüsse muß ich noch darauf ernst-
lich dringen, daß Karthago zerstört werde." — Da er in hohem
Ansehen stand,, so war auch bald der Krieg gegen die unglück-
liche Stadt so gut als beschlossen. Es fehlte nur an einem
Vorwände; der findet sich aber zu allen Dingen bald, wenn
man ihn nur sucht.
Ein Karthago benachbarter afrikanischer König wurde von
den Römern heimlich aufgereizt, den Karthagern ins Land zu
fallen. Diese mußten sich das ruhig gefallen lassen; denn sie
durften ja ohne Erlaubniß der Römer nicht Krieg führen. Sie
baten aber dieselben, doch Gesandte nach Afrika zu schicken, die
den Streit entschieden. Das geschah; einer der Gesandten war
aber der alte Cato, und nun laßt sich leicht denken, ob zu
Gunsten der Karthager wohl etwas entschieden seyn mag. Die
Gesandten besahen sich das ganze Land und den Zustand von
Karthago recht genau, und kehrten unverrichteter Sache nach
Rom zurück, wo sie einmüthig erklärten, Rom könne nicht eher
recht sicher seyn, bis Karthago ganz zerstört wäre. Da nun
die Karthager sahen, daß man ihnen nicht helfen wolle, so
griffen sie endlich zu den Waffen, und halfen sich selbst, schick-
ten aber auch gleich Gesandte nach Rom, die den gethanen
Schritt bestmöglichst entschuldigen sollten. Der Senat antwor-
tete sehr ernsthaft, sie möchten zusehen, welche Genugthuung sie
den Römern dafür geben würden. Betrübt zogen sie ab; bald
kamen neue Gesandte, die Vollmacht hatten, Alles zu thun,
was die Römer haben wollten, ja selbst das ganze Volk der
Karthager der Gnade der Römer zu überlassen. „Ihr habt das
beste Theil endlich erwählt," lautete die Antwort, „und wir
bewilligen euch dafür eure Freiheit, eure Gesetze und eure Güter,
unter der Bedingung, daß ihr binnen einem Monat 300 der
vornehmsten Jünglinge als Geiseln stellt, und Alles thut, was