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1. Theil 1 - S. 266

1827 - Breslau : Max
266 Teppich wickeln^ und von einem vertrauten Diener mitten durch die Stadt bis in Casars Zimmer tragen. Wie erstaunte der, als man die Decke aus einander schlug, und ein Weib von un- gemeiner Schönheit zum Vorschein kam! Sie wußte ihn nun auch gleich so zu beschwatzen, daß er sie bei sich behielt, und ihr das Reich zuerkannte. Jetzt erinnerte sich Antonius, daß sie in Verdacht stehe, den Cassius unterstützt zu haben; er schickte daher nach Aegyp- ten, und ließ ihr sagen, sie solle gleich nach Tarsus zu ihm kommen, und sich wegen ihres Betragens rechtfertigen. Dar- über erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiß. Langst hatte sie- erfahren, was für ein Mann Antonius wäre, und danach nahm sie ihre Maaßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam, setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrothe Segel, das Hin- tertheil war übergoldet, und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag auf einem goldenen Ruhebette anständig ausgestreckt, über ihr ein Himmel mit goldnen Sternen besäet, und sie wie Venus angethan. Um sie herum sprangen kleine liebliche Knaben, wie Liebesgötter ge- kleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Ne- reiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn Alles stürzte fort, die Venus zu sehen, die, wie man sagte, den Bacchus besuchte. Cleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammenseyn den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichne- ten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, was den Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die un- geheuerste Verschwendung getrieben. Wenn sie den Antonius bewirtheie, mußten auch seine Freunde dabei seyn, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte Jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegessen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als Ei- genthum mitnehmen, und Antonius bekam Alles, was auf sei-
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