1827 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Eine große Veränderung ging durch Constantin mit Rom
vor. Hier hatten bisher die Kaiser gewohnt; er aber beschloß
die.residenz nach Byzanz zu verlegen, weil diese Stadt mehr
in der Mitte des großen römischen Reichs lag. Von ihm erhielt
nun auch die Stadt ihren Namen Constantinopel d. i. Con-
ftantins Stadt. Sie wurde mit großer Pracht ausgebaut, und
der Kaiser that alles Mögliche, um recht viele Einwohner dahin
zu ziehen. Außer seinem herrlichen Palaste wurden eine Menge
Kirchen nicht nur, sondern auch Privathauser auf seine Kosten
erbaut, die er an seine Hofbeamten verschenkte; er ertheilte
denen, die sich hier niederließen, viele Freiheiten, ließ täglich
Korn, Oel und Speisen unter das Volk austhcilen, und erlangte
dadurch auch wirklich, daß die neue Residenz bald recht volkreich
wurde. Alle heidnische Tempel wurden hier in christliche Kirchen
verwandelt, und der Götzendienst in dieser Stadt ganz abgeschafft.
Aus großer Ehrfurcht für den Stifter der christlichen Re-
ligion beschloß Constantin eine herrliche Kirche auf dem Oelberge
bei Jerusalem zu bauen. Aber es war nicht leicht, dte heiligen
Oerter, wo Jesus gekreuzigt und begraben war, aufzusinden;
denn einer der früheren Kaiser (Hadrian) hatte aus Haß gegen
die Christen, die er mit den Juden verwechselte, diese Oerter
entweiht und unkenntlich gemacht. Ueber das Grab Jesu hatte
er einen Hügel mit einem Tempel aufführen lassen, und über-
haupt sich rechte Mühe gegeben, die ganze Gegend zu verän-
dern. Um nun die heiligen Platze wieder aufzusinden und her-
zustellen, reiste die fromme Helena, des Kaisers Mutter, selbst
nach Jerusalem. Nach vielem Nachsuchen glaubte sie den rech-
ten Ort gefunden zu haben; sie ließ gleich die herbeigeführte
Erde wieder abtragen, und war, wie es heißt, so glücklich, das
Grab des Heilands zu entdecken; und als man noch etwas
weiter grub, fand man drei Kreuze und blutige Nägel in der
Erde. Man vermuthete gleich, daß wohl das heilige Kreuz, an
welchem unser Erlöser den Tod gelitten hatte, darunter scyn
möchte, machte Versuche damit, und siehe da! das eine davon
und die Nägel heilten einen Kranken und erweckten einen Tod-
ten, denen man sie auflcgte. Helena, die gute, fromme Helena,
war außer sich vor Freude. Sie ließ gleich eine herrliche Kirche
darüber bauen, und theilte das Kreuz in zwei Halsten; die eine