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1. Geschichte des Mittelalters - S. 217

1872 - Münster : Coppenrath
I 217 anziehenderen Bilde dagegen erscheint das damalige gesellige Leben selbst, der fromme christliche Sinn, die stille Gengsamkeit und Huslichkeit und die treue Einigkeit des deutschen Brger-standes. Wenn der Werkmeister sein Webeschifflein in Ruhe gestellt, Ahle und Pechdraht bei Seite gelegt, die Nadel ausge-steckt, diescheere an den Wandhaken aufgehngt hatte, dann bte er sich in der einsamen Stille seines Kmmerleins in der Nachbildung oder Erfindung knstlicher Gesnge. Und kam dann der Sonntag heran, so wurde die mit bunten Schildereien gezierte Schultafel ausgehngt, zur Ankndigung, da am Sonntage nach dem Gottesdienste Schule gesungen werden solle. Dann versammelten sich alle Meister der Sngergesell-schaft, die Singer und Dichter, die Schulfreunde und Schler derselben nebst einer groen Zahl von Brgern und Brgerin-nen, und ehrerbietiges Schweigen herrschte in der zahlreichen Versammlung. Obenan sa der Vorstand der Gesellschaft, das sogenannte Gemerk, dann die Merk er, d. h. Richter, welche auf jeden Fehler sorgfltig merkten und am Schlsse des Gesanges das Urtheil der die Snger sprachen. Wer am glttesten, d. h. am fehlerfreieren, gesungen hatte, der bekam den Preis. Er wurde feierlich mit einem Kranze gekrnt, ihm auch wohl ein sogenanntes Kleinod an einer Kette um den Hals gehngt. Ein solches Kleinod bestand oft aus einer Schaumnze, auf welcher der König David mit der Harfe abgebildet war. Der Snger hie deshalb auch wohl Knig-David-Gewinner. Gekrnt und mit dem Kleinod versehen zu werden, das war fr den Gekrnten, fr Gattin und Kinder, fr die ganze zahlreiche Verwandtschaft und fr die Zunft selbst, welcher der gekrnte Meister angehrte, die hchste Ehre und Freude. Die vorzglichsten Gedichte wurden in ein groes Buch zusammengeschrieben, und dieses sorgfltig aufbewahrt. Das waren die Feierabends- und Feiertagsbeschf-tigungen, die Sonnabends- und Sonntagsvergngungen der Handwerker der Vorzeit; das waren die Erholungen und
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