1827 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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hatten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie
sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für besser, erst
seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und
ging mit den Ungern einen 9jährigen Waffenstillstand ein, wofür
er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre be-
nutzte er nun herrlich, thrils seine Leute im Kriege gegen andere
Feinde zu üben, sie in Reihe und Glied streiten zu lassen, theils
die Städte seines Landes mit Mauern zu umgeben. Er wird
daher auch wohl der Städteerbauer genannt. Auch legte er viele
neue Schlösser und Städte an. Damit nun diese bevölkert wür-
den, befahl er, daß von den Landbewohnern immer der neunte
Mann nach der Stadt zöge, und da für hinlängliche Wohnun-
gen sorgte, damit, wenn die Ungern einmal wiederkämen, die an-
dern acht mit ihren Sachen hineinfliehen könnten. Dafür muß-
ten sie aber auch dem Stadtbewohner den 3ten Theil ihres Kor-
nes geben, welches er theils für sich gebrauchte, theils für den
Nothfall für Alle aufbewahrte. Wahrlich eine treffliche Einrich-
tung! Dadurch ist Heinrich recht eigentlich der Stifter des Bür-
gerstandes geworden.
Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sach-
sen zu einer großen Volksversammlung. „Jetzt ¡¡1," sprach er,
„das Reich beruhigt; nur die Ungern sind noch unbezwungen.
Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu berei-
chern; nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um
ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte
Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun, daß ich den Gott geweihten
Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn
vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" — Da rief das Volk laut,
es begehre, daß das Geld dem heiligen Gotte geweiht werde. Es
hob die Hände gen Himmel, und gelobte dem Könige treuen Bei-
stand. Nun kamen die Gesandten der Ungern, und verlangten
den Tribut. Aber Heinrich gab ihnen einen räudigen Hund, dem
Ohren und Schwanz verstümmelt waren, mit dem Beifügen:
wenn die Ungern einen andern Zins begehrten, so möchten sie
ihn mit den Schwertern holen. *) Drohend gingen die Boten
*) Recht naiv drückt sich darüber eine Chronik aus dem 15ten Jahrhun-
dert in dem damals gebräuchlichen Dialekt aus: „Do zcogin dy Un-