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1. Theil 3 - S. 72

1827 - Breslau : Max
aufgewachsen war, viele Lehrstunden mit ihm getheilt, und oft ihn übertroffen hatte, herzlich lieb. Guilford war nur Ein Jahr alter, und nie war Jugend und Unschuld in einem Brautpaare schöner erschienen. Bald darauf starb der junge König. Sogleich reisten ihr Vater, der Herzog von Suffolk (sprich Suffok), und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kündigten ihr auf ihren Knieen — so wollte die Sitte — ihre Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie be- troffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredtsamkeit auf, um die angebotene Würde, die ihr nicht gebühre, von sich abzu- lehnen. „Der Schwester Eduards," sprach sie, „nicht mir, kommt der Thron zu. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, um die Wechsel des Glücks zu kennen, und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch fühle ich mich zu schwach für eine solche Würde, und möchte meine Freiheit und meine Ruhe nicht gegen goldne Fes- seln vertauschen. Wer mich wahrhaft liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Aber Vater, Schwiegervater und Gemahl stürmten mit Bitten auf sie ein. Endlich ergab sie sich. Als sie in London einzog, tönte ihr nirgends ein Freuderuf entgegen; denn allge- mein war Northumberland verhaßt. Mit schwerem Herzen stieg sie, wie das gewöhnlich war, i>n Tower ab, und wurde in London als Königin ausgerufen. Indessen wuchs im Lande der Aufruhr. Immer größer ward der Anhang der durch Heinrichs Viii. Testament ernannten Maria. Mit schwerem Herzen zog Northumberland mit einem Heere gegen sie aus. Als er durch die Straßen von London zog, sprach er seufzend zu einem seiner Begleiter: „Viele kommen herbei, uns zu sehen; aber ich höre nicht Einen rufen: Gott stehe euch bei!" Kaum war er fort, so erklärte sich auch London für Marien. Johanna war kaum eine Woche Königin, als sie das Jauch- zen des herbeiströmenden Volks vernahm, und leichenblaß kün- digte ihr ihr Vater an, daß Alles verloren sey. Mit großer Ruhe hörte sie ihn an, und sprach: „Viel freudiger steige ich vom Throne herab, als ich ihn angenommen habe. Meine willige Lossagung mag nun gut machen, was Andre verschul-
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