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1. Theil 3 - S. 89

1827 - Breslau : Max
Graf Bothwell war aus einer angesehenen schottischen Fami- lie, von äußerlicher Annehmlichkeit, aber ausschweifenden Sit- ten. Es war ihm gelungen, Mariens Gunst in dem Grade zu erlangen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm, und ihre Abneigung gegen Darnley erregte in ihm die Hoffnung, sie durch eine Scheidung von ihm zu befreien, und dann durch eine Vermahlung mit Marien selbst auf den schottischen Thron zu steigen. Mit edlem Unwillen aber verwarf Maria den Vorschlag zu einer Scheidung von ihrem Gemahle. „Nein" — sagte sie — ,',ich will nichts thun, was meinen guten Namen und mein Gewissen verletzen könnte. Laßt die Sachen, wie sie sind, bis es Gott gefallen wird, dem Uebel abzuhelfen." Von der Zeit an dachte Bothwell darauf, die Königin auch selbst wider ihren Willen von Datnley zu befreien. Darnley hatte- sich nach Glasgow (sprich Glasgo) begeben, wo er nach einiger- Zeit in eine gefährliche Krankheit verfiel. Maria hörte nicht sobald davon, als das Mitleid ihre frühere Liebe für ihn wieder erweckte. Nichts hielt sie zurück, zu ihm zu reifen, da sie erfuhr, daß er ihre Gegenwart sehnlichst wün- sche. Sie war beständig um ihn, sie pflegte ihn mit der zärtlich- sten Sorgfalt, und als er nur etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Edinburg, wo sie mit ihm ein Privathaus bezog, welches in der höchsten und gesundesten Gegend der Stadt lag.- Maria war nun wie umgewandelt. Ihre düstere Schwer- muth verwandelte sich in die reinste Freude; mit Entzücken sah sie einer frohen Zukunft entgegen, da sie mit ihrem Gemahle wieder ausgesöhnt, und alle Zwietracht erregenden Zwischenträ- ger entfernt waren. Aber eben ihre Aussöhnung brachte ihre Feinde in Wuth; Einige sahen ihre Hoffnungen scheitern, An- dere fürchteten die Rache des Königs. Zu diesen gehörte vor- züglich Bothwell; er und noch Einige entwarfen den Plan, den König schnell und sicher aus der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihren Gemahl; nur eine Nacht war sie abwe- send, weil sie in ihrem Schlosse einer ihrer Kammerfrauen eine Hochzeit ausrichtete, und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9ten Februar verließ sie ihn Abends 11 Uhr; sie küßte ihn beim Abschiede, und schenkte ihm einen Ring, den sie sich vom Finger zog. Und eben diese Nacht wählten die Ver-
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