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1. Theil 3 - S. 268

1827 - Breslau : Max
268 abgcfordert, und er als Gefangener behandelt. Dennoch gab er die Hoffnung, zu entfliehen, noch nicht auf. Als er nach Gel- dern kam, bat er seine Aufseher flehentlich, ihm doch zu erlau- den, eine Nacht in Wesel zubringcn zu dürfen. Das wurde ihm erlaubt. So kam er bis an die Schiffbrücke, die über den Rhein führt. Hier bat er, aus dem Wagen aussteigen, und zu Fuße in die Stadt gehen zu dürfen, damit ihn Niemand er- kenne. „Immerhin!" antworteten seine Begleiter. Aber kaum sah er sich frei, als er eiligst davon lief, um die nicht sehr entfernte Grenze zu erreichen. Eine in der Nähe befindliche Wache hielt ihn bald auf, und brachte ihn in Sicherheit. Als er vor den Kö- nig gebracht wurde, fuhr ihn dieser wüthend an, warum er habe desertiren wollen? „Weil," antwortete er, „Sie mich nicht als Sohn, sondern als einen niedrigen Sklaven behandelt haben." Hier zog der König den Degen, und hatte ihn durchbohrt, wäre ihm nicht ein Offizier in die Arme gefallen. Nun wurde eine förmliche Untersuchung gegen den Kron- prinzen eingeleitet, und ein Kriegsgericht in Mittenwalde, einem Städtchen unweit Berlin, wohin man ihn gebracht hatte, nie- dergesetzt. Der König hätte gern gesehen, daß die Richter ihn zum Tode verurtheilt hätten; so aufgebracht war er. Niemand als seine nächsten Umgebungen wagten ihm zu nahe zu kom- men; er wollte durchaus Blut fließen sehen. Der unglückliche Katt war indessen auch eiligst in Berlin festgenommen worden, und wurde ohne Umstände zur Enthauptung verurtheilt, so viel Fürsprache auch von allen Seiten für ihn eingelegt wurde, da er ja nichts gcthan, und nur um die Entweichung gewußt hatte. Der Kronprinz wurde nur durch die Vorstellung mehrerer an- gesehenen Generale und selbst auswärtiger Fürsten von der auch ihm angedrohten Todesstrafe gerettet. Aber der König schickte ihn auf die Festung Küstrin, ließ ihm nur, w^s er auf dem Leibe trug, und bestimmte nur 3 Groschen für seinen täglichen Unterhalt. Man sperrte ihn in ein kleines Stübchen ein, und erlaubte ihm nicht einmal anders als zum Essen Licht zu bren- nen. Zum Lesen erhielt er nichts als eine Bibel und einige Andachtsbücher. Das Härteste war aber, daß der König aus- drücklich befahl, er solle der Hinrichtung seines Freundes Katt zusehcn. Dieser wurde unter starker Bewachung nach Küstrin
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