1827 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Als er alle fremde Weine verbot, schenkte er seinen ganzen
Weinvorrath an das Krankcnhospital, und erlaubte auf seiner
Tafel nur östreichische und ungarische. Vom Morgen bis an
den Abend arbeitete er mit seinen Rathen, und suchte, so viel
als möglich, selbst zu sehen. Jeder seiner Unterthanen hatte Zu-
tritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen.
Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten, die
etwas anzubringen hatten, - besetzt, und alle Stunden ging er
hinaus, um die Bittschriften anzunehmen.
So gut cs nun auch der wackere Joseph mit seinen Unter-
thanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den Meisten
verkannt; ja Viele arbeiteten ihm recht absichtlich entgegen, und
statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erndtete er
nur Haß und Undank. So war es in seinen deutschen Staaten,
noch mehr aber in Ungarn und in den östreichischen Niederlanden.
Ungarn war ein besonderes Königreich, und hatte noch seine
eigenen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsver-
handlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte,
daß alle seine Lander nur Ein Ganzes ausmachen sollten, und
befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche die allgemeine
Landessprache seyn sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht
verstände, sollte sein Amt verlieren. Eine große Harte! Wie
konnte er von den alten Leuten so etwas verlangend Außerdem
wurde die ganze Einrichtung des Landes verändert, so daß die
Gahrung in diesem Lande, dessen Einwohner so fest am Alten
hangen, immer größer wurde.
Aber schlimmer noch ging es in den Niederlanden. Hier
machte er mehrere sehr nützliche Einrichtungen, die besonders
einen besseren Unterricht der Geistlichkeit bezweckten. Aber gerade
darüber waren die hohen Geistlichen recht aufgebracht, und hetz-
ten das schon über die Neuerungen unzufriedene Volk noch mehr
auf, so daß 1788 ein förmlicher Aufruhr ausbrach. Jetzt gab
Priester tauge, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann, und das
von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß,
indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Be-
sitz ansehnlicher Güter versetzt hat, die ihn dafür hinlänglich entschädi-
gen, und die ihm zi gleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."
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