1827 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Aber ehe noch der Kampf auf Tod und Leben beginnen
konnte, entstand ein Krieg, den man nicht erwartet hatte, in
Italien. Obgleich Murat, oder, wie er als König von Neapel
hieß, Joachim I., sich im vorigen Jahre nicht eben sehr zu-
verlässig für die Sache der Verbündeten gezeigt hatte, so hatte
man ihm doch Neapel gelassen. Aber sein böses Gewissen machte,
daß er sich einbildete, man wolle ihm sein Königreich nehmen,
und ohne Ueberlegung, wie er immer war, faßte er den Ent-
schluß, alle fremden Fürsten aus Italien zu vertreiben, und e§
zu Einem Reiche und sich zum König desselben zu machen.
Schon rüstete er sich, die Oestreicher, die seit dem Pariser Frie-
den den größten Theil der Lombardei besaßen, anzugreifen, als
er erfuhr, daß Napoleon nach Frankreich zurückgekehrt sey.
„Desto besser!" dachte er, „nun werde ich desto eher freie Hand
bekommen." Mit Ungestüm und Gewalt drang er durch den
Kirchenstaat gegen die Lombardei vor. Aber die Oestreicher em-
pfingen ihn am 4. April 1815 wohlgerüstet, und schlugen ihn
zurück. Bekanntlich giebt es keine feigeren Soldaten in ganz
Europa als die neapolitanischen. Sie ergriffen daher die Flucht,
und wurden nun von den Oestreichern verfolgt. Wo sie sich
nur zu setzen wagten, bekamen sie Schläge. Zuletzt eilte ihnen
gar eine östreichische Heeresabtheilung vor, und schnitt ihnen den
Rückweg nach Neapel ab. Kurz! nachdem der Krieg erst 6
Wochen gedauert hatte, waren dem Könige Joachim kaum noch
4—5000 Mann übrig. Jetzt versuchte Murat zu unterhandeln;
aber man wollte nichts mehr von ihm wissen. Auf einem Um-
wege floh er nach Neapel, packte von Kleinodien ein, was in
der Eil mitzunehmen war, verkleidete sich, und fuhr nach der
Insel Jschia (sprich Jskia), und von da nach Frankreich. Zwei
Tage darauf hielten die Oestreicher ihren Einzug in Neapel, und
stillten sogleich einen Aufruhr, den die wilde Rotte der Lazza-
roni erregt hatte, um den königlichen Palast zu plündern.
Bald darauf kehrte unter großem Jubel des Volks der alte
Ferdinand aus Sicilien nach Neapel zurück.