1822 -
München
: Lentner
- Autor: ,
- Hrsg.: Wiedemann, Georg Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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muthwilligen Griechen beklatschten ihn mit verbissenem
Lächeln, und erkannten ihm alle Preise zu, ungeachtet er
im Wagenrennen umgeworfen hatte. Dafür wurden sie
denn mit Geld und vielen Freyheiten beschenkt. - ,
Bey seiner Rückkehr nach Nom wurden die alten
Schwelgereyen, Thorheiten und Grausamkeiten wieder
fortgesetzt. Vierzehn Jahre lang ertrugen die Römer die-
sen Oberherrn; aber langer erhielt sich ihre Geduld nicht
mehr. Die Heere in Gallien und Spanien empörten sich
zuerst, riefen ihre Feldherrn zu Imperatoren aus, und
marschieren auf Nom zu. Der größte Haufe entschied
sich für Galba, den Anführer der spanischen Legionen.
Der Schrecken ging vor ihm her. Eine Aufruhr in der
Stadt zwingt den Nero, zu siiehen. Da huldigt der
Senat dem Galba, und erklärt den Nero für einen
Feind des Vaterlandes, der, wenn man ihn fände, nach
der Sitte der Vorfahren, hingerichtet werden sollte. Von
allen seinen Freunden verlassen, fand Nero setzt nur
noch einen einzigen Getreuen, den Freygelassenen Phaon,
der ihm sein Landgut anboth. Dahin ritten sie in einer
fürchterlichen Nacht. Der Beherrscher der Erde hatte sich
in einen schlechten Mantel verhüllt, und hielt sich ein
Tuch vor das Gesicht. Häufige Blitze machten sein ab-
gesagtes Pferd scheu. Unterwegs begegneten ihnen ver-
schiedene Reisende, die fragten: „Nichts Neues vom Nero?"
oder: „Ihr setzet gewiß auch dem Nero nach?" So ge-
ängstigt, erreichte er halb todt das Landgut; aber dis
Nachsetzer waren ihm schon auf der Spur. Ex verbarg
sich zitternd hinter altes Gemäuer,^ ein wenig trdckenes
Brod und faules Wasser war sein Labsal diesen Tag.
Mehr als einmahl versuchte er unter unsäglichem Heulen
und Schluchzen, sich selbst zu ermorden; aber er hatte
den Muth nicht dazu. Da sprengten auf einmahl die
Reiter heran. Laut schreyend ergriff er den Dolch, ein
Freygelaffener half ihm, denselben in die Kehle stoffen.
Wiedemann mittl, Geschicht», !. G