1824 -
München
: Lentner
- Autor: Wiedemann, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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blühen mögen, wenn seines Geistes nur ein Theil auf
seinen Nachkommen geruht hatte. Aber Carl sah die
Vereitlung seines Planes zum Theil schon mit eigenen
Augen. Seine beyden tüchtigsten Söhne, Pipin und
Carl, starben kurz nach einander, noch vor dem Vater,
(810 und 811) und der schwächste, Ludwig, blieb übrig.
Der älteste, Carl, hatte einige glückliche Feldzüge ge-
gen die Sorben, jenseits der Elbe, gemacht, und zur
Huth der Grenze gegen sie hatten die Franken Magde-
burg und Halle angelegt. Der Vater hoffte am meisten
von diesem Sohne; aber er mußte seine Hoffnung zu
Grabe tragen sehen.
Sein Leben neigte sich nunmehr zum Untergang.
Schon vier Jahre vor seinem Tode ward seine Gesund-
heit, sonst so dauerhaft, von beständigen Fiebern erschüt-
tert, er selbst noch zuletzt an einem Fuße lahm. Doch
nicht diese irdischen Erscheinungen allein, auch überirdische
deuteten, nach jener Zeiten Glauben, sein herannahendes
Ende zu allgemeiner Verständlichkeit an. Dftmahlige
Verfinsterungen der Sonne und des Mondes während der
letzten drey Jahre seines Lebens, schwarze Flecken in der
Sonne, ein feuriges Meteor, über dessen schrecklichen
Anblick sein Roß ihn abgeworfen, daß er ohne Geschoß
und Mantel von den herbeygeeilten Dienern aufgehoben
wurde, der Brand der Rheinbrücke, der Einsturz des
grundfcstcn Säulenganges zwischen dem kaiserlichen Pal-
last und der Cathedrale zu Aachen, das Wanken der
Aachnerburg, das Knarren des Tafelwerks in den Zim-
mern, der vom Blitz geschmetterte Knopf der Cathedrale,
und der, im Innern der heiligen Stätte seinem Nahmen
beygeschriebeue, von selbst erlöschende, Titel — aus allen
diesen Zeichen sprach eine geheimnißvolle Stimme, die
von den meisten verstanden, von wenigen nur laut zu
deuten gewagt wurde.
So von Krankheit gebeugt, unter der Jahre Last,
berief er (613) Ludwig, den König von Aquitanien, mit