1824 -
München
: Lentner
- Autor: Wiedemann, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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er sie, als 60,000 Sachsen vor Goslar erschienen. Mit
genauer Noth .konnte er nur noch eben nach Harzburg,
und von da in drey schauerlichen Tagen und Nächten
durch die einsamen Wälder des Harzes, von einem Jä-
ger geführt, nach Eschwege an der Werra entfliehen, von
wo er sich nach Hersfeld und dann nach Tribur begab,
um die übrigen Deutschen Fürsten gegen die Sachsen
aufzubiethen. Es kamen ihrer mehrere, und Heinrich
erniedrigte sich so sehr, daß er sie fußfällig um Hülfe
anflehte. Allein er selbst war schon allgemein durch seine
eigene Schuld verachtet und verhaßt geworden, und mußte
nun im Augenblicke der Noth erkennen, daß der Über-
niüthige sich keinen Freund erwerben kann. Die Fürsten
verließen ihn; ja sie gingen schon damit um, ihn abzu-
setzen und einen andern König zu wählen. Die Sachsen
hingegen benutzten die Zeit zu ihrem Borthcile, belager-
ten und brachen fast alle seine Festen in ihrem Lande,
befreyten ihren Herzog Magnus aus der Gefangenschaft,
und gewährten dem bedrängten Könige, der unter jeder
Bedingung mit ihnen Frieden haben wollte, denselben
nicht eher, als bis er alles versprach, was sie früher von
ihm verlangt hatten. Sogar seine geliebte Harzburg
mußte er, mit Thränen in den Augen, der Zerstörung
preisgeben. Doch hatte er sich die Schonung der eben
dort angelegten Kirche ausbedungen; allein das Sächsische
Volk war so erbittert, daß es Kirche und Altar verwü-
stete, das kaiserliche Familiengrab aufrifi, und die Ge-
beine von des Kaisers Bruder und verstorbenem Söhnchen
beschimpfte. Die Fürsten konnten dem zornigen Haufen
nicht wehren, obgleich sie wohl fühlten, daß dieser Fre-
vel ihre bis dahin gute Sache verderben werde. Und so
geschah es auch. Heinrich stellte das Betragen der Sach-
sen als eine Schändung des Heiligthums und die straf-
barste Treulosigkeit dar, und forderte das ganze Reich
zum Kriege gegen sie auf. Auch war er durch das Un-
glück etwas vorsichtiger geworden, beleidigte die Großen