1824 -
München
: Lentner
- Autor: Wiedemann, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Hülflosen kein Trost, den Verläumdeten keine Zuflucht,
den Gesetzen keine Ehrfurcht, den Sitten keine Zucht,
der Kirche keine Würde, dem Staate kein Ansehen unter
einem solchen Könige mehr zugestanden sey: sandte der
König täglich Bothen herüber in die Fürstenversammlung
mit den demüthigsten Bitten, mit den heiligsten Versprech-
ungen der Besserung und der Vergeltung des vielen Un-
rechts durch künftige Wohlthaten, und mit dem Erbiethen,
durch Eid und Geiseln die Sicherung zu geben, daß keine
Veränderung der Dinge je seine Gesinnung gegen sie um-
stimmen werde. Tie Fürsten aber erwiederten: „Seine
Treue und sein Wort bedürfe nicht erst der Probe. Das
wisse man: eine alte Krankheit, so tief gewurzelt, sey
fast durch kein Mittel heilbar; leider sey durch lan-
ges Nachgeben und zu große Geduld das Reich in
völliger Umwandlung. Lug und Trug, Mord und
Raub, Ehebruch und jegliche Schändlichkeit seyen an der
Tagesordnung. Bis jetzt habe sie nur der Eid vor ernsterm
Widerstreben abgehalten. Nun er von der Kirche seiner
Schandthaten wegen durch den Fluch des apostolischen
Stuhls gebannt sey, und sie ohne Verlust der kirchlichen
Gemeinschaft und ihres Vertrauens nicht weiter mit ihm
in Gemeinschaft stehen könnten, und ihr Eidschwur vom
Papste gelöst sey: wahrlich jetzt wäre es Thorheit,
die von Gott dargebothene Gelegenheit ihres Heils
ungebraucht zu lassen. Sollten sie, was schon längst
bedacht sey, zu so günstiger Zeit ungeschehen lassen?
Das sey fest beschlossen, sie wollten ohne Verzug einen
Mann ausersehen, der ihnen vorgehe, und mit ihnen den
Kampf aufnehme gegen jeden Hochfahrenden, der sich ge-
gen Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit und die Autho-
rität der Kirche auflehnt." Endlich am achten Tage
schickten sie mit Tages Anbruch Bothschaft an den König,
mit dem Berichte: „Obgleich er im Krieg und Frieden nie
des Rechts und der Gesetze geachtet, so wolle man mit
ihm doch durch die Gesetze unterhandeln; und wiewohl
die ihm angeschuldigten Verbrechen klar seyen, so wolle