1824 -
München
: Lentner
- Autor: Wiedemann, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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man seine Sache doch der Erkenntniß deö Papste- aufbe-
halten. Sie würden mit dem Papste verabreden, daß er
nach Augsburg komme zu einem glänzenden Fürstentage
aller Großen des Reichs, um dort beyder Theile Gründe zu
vernehmen und durch Gericht zu entscheiden. Wenn er
innerhalb eines Jahres von diesem Tage an von dem Banne
nicht losgesprochen sey, so sey seine Sache ohne weiter-
auf ewig verfallen, sein Reich nach den Gesetzen verloren,
und die Verwaltung höre auf." Der König, erfreut über
die ihm noch gelassene Hoffnung, versprach sogleich streng-
sten Gehorsam, und ging'nach Speyer, wo er einige
Zeit nach der Fürsten Vorschrift in strengster Eingezogen-
heit lebte. Nach Nom aber gingen Bothen von den
Fürsten, dem Papste vom Verlaufe des Reichstags Be-
richt zu bringen, und ihn zu ersuchen, sich nach Deutsch-
land zur Stillung und Entscheidung alles Zwistes zu be-
geben, und dazu einen Tag nach Augsburg anzusagen.
Der Tag ward auf den 2. Februar des folgenden Jahr-
ungesagt, und der Papst ließ sich selbst durch die Strenge
des Winters nicht abhalten, auf demselben zu erscheinen.
Nachdem er, noch vor seiner Abreise, durch die Nachricht
erfreut worden war, daß auch viele Italienische Bischöfe
zur Kirche zurückgekehrt seyen, brach er von Rom auf
unter bewaffneter Führung der Markgräfinn Mathilde,
der Erbtochter des reichen Markgrafen Vonifaciu-,
einer eifrigen Anhangerinn des Römischen Stuhls. Un-
ter den größten Reisebeschwerden kam er bis Vercelli.
In dieser Stadt war das Gerücht verbreitet, der König
Heinrich komme, und zwar in feindlicher Absicht, mit
einem Heereshaufen. Da begab sich der Papst auf den
Rath Mathildens nach Canossa, ihrer festen Burg.
In Speyer hatte der König in trauriger Einsamkeit
fast dritthalb Monathe zugebracht: da mochten in ihm
die Gedanken erwacht seyn, den Papst durch Scheuchet«
ligkeit zu gewinnen, und durch eine kurze Demüthigung
dem Ehrgeize desselben Genüge zu thun, um dann in Der-