1848 -
Dil[l]ingen
: Friedrich
- Autor: Beitelrock, Johann Michael
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrte Schule
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Dritte Periode
kinderlosen Tode seiner Söhne wurde Lothringen zwischen Deutsch-
land und Frankreich getheilt (875), Italien aber nebst der Kai-
serkrone eignete sich Karl der Kahle an. Die Schwäche und
Uneinigkeit der Karolinger machte, daß eine mächtige Parrei,
die sich der fränkisch-deutschen Oberherrschaft zu entziehen und die
Krone des Reichs einem von den eingebornen Großen des Lan-
des aufzusetzen suchte, immer kühner ihr Haupt erhob. Zwei die-
ser Großen, Herzog Guido von Spoleto und Herzog Beren-
gar von Friaul, glaubten sich hiezu vorzüglich berechtigt und be-
gannen, beide von einem gleich mächtigen Anhänge unterstützt, einen
höchst verderblichen Kampf. Noch behaupteten zwar drei Karolinger,
Karlmann von Bayern (878 — 880), Karl der Dicke (880
— 888) und Arnulf (893 — 898) unter fortwährenden Kämpfen mit
Rivalen die königl. Würde in Italien; allein nach dem Tode des letz-
tern hatte fast jeder der folgenden Könige mit einem Gegenkönige und
dessen Partei um den Besitz der italienischen Königskrone zu kämpfen.
Zudem machten die Ungarn, bald von der Spolekischen, bald von
der Friaulischen Partei gerufen, wiederholt in Oberitalien ver-
heerende Einfälle, während ein unseliger Fehdegeist im Innern
das Mark des Landes verzehrte. Italien war nämlich seit Karl
dem Kahlen ein Wahlreich geworden; um sich nun gegen den
Einfluß des mächtigen Adels zu schützen und einen größern An-
hang zu gewinnen, theilten die Könige ihr Kammergut, sowie die
großen Herzogthnmcr, Graf-und Markgrafschaften in mehrere und
belehnten damit ihre Anhänger. Der weltliche Adel wurde hie-
durch zwar vermehrt, aber auch immer ärmer und gerieth, eifer-
süchtig auf die steigende Macht des geistlichen Herrenstandes, mit
diesem in häufige Fehden, wovon der freie Mittelstand zuletzt das
Opfer werden mußte. Während der verderblichen Kämpfe um
die königliche Krone brachten die geistlichen und weltlichen Herren
durch Gewalt oder Schenkung mancherlei Souverainitäts-Rechte
an sich, so daß Italien in dieser Zeit der Anarchie sich in eine
Menge beinahe ganz unabhängiger Staaten auflöste.
iv. Frankreich unter Karstingern und den ersten Capetingern.
Frankreich, welches Karl der Kahle (8-13 — 877) in
dem Vertrage zu Verdun als seinen Antheil erhalten hatte, ge-