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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 85

1881 - Münster : Coppenrath
I 85 ierung, war das Vaterland wie auf einen Vulkan gestellt. Ein mglichst tchtiger und thatkrftiger Herrscher wre deshalb wnschenswert ge-wesen; allein Rudolf war nichts weniger als das. Seine Neigungen wendete er elenden Betrgern zu, den sogenannten Alchymisten, welche Hm vorgaukelten, Gold machen und den Stein der Weisen finden zu knnen. Auch mit der Astrologie oder der Sterndeuterei beschftigte der Kaiser sich gern. Freilich sind auch wahre Wissenschaften von ihm ge-pflegt worden, und seinem Hof zu Prag verlieh er hohen Ruhm durch die Berufung des gelehrten Astronomen Tycho de Brahe und des Johann Kepler. Dagegen zeigte Rudolf gegen die Regieruugsgeschfte vollen Widerwillen. Wie verhngnisvoll sollte das in einer Zeit werden, in welcher sich die staatlichen und kirchlichen Wirren ohne Ende drngten! Die Erbitterung zwischen den Angehrigen der verschiedenen Re-ligionsparteien war immer grer geworden, so da man vielfach gesell-schaftlich sich einander mied, ja selbst in der Kleidung wohl unterschied. Selbst harmlose Dinge wurden zum Steine des Anstoes, wie z. B. auch der unter Rudolf eingefhrte neue Gregorianische Kalender <1582) von den Anhngern der neuen Kirche einfach deshalb verworfen ward, weil die Verbesserung vom Papste ausgegangen war. *) In den deutschen Stdten kmpfte die alte und die neue Kirche um die Herrschaft, und jede der beiden Parteien suchte mit allen Mitteln das stdtische Regiment in ihren Besitz zu bringen oder dem Gegner streitig zu machen. Darber ist es an manchen Orten zu blutigen Streitigkeiten gekommen, welche in der Brust des Unterliegenden einen stets glhen- ^ *) Bisher hatte matt den Julianischen Kalender gebraucht, den Julius Csar 46 vor Christi Geburt eingefhrt hatte, wodurch dem Jahre von 365 Tagen alle vier Jahre ein Tag zugesetzt wurde. Das Jahr mit diesem ein-geschalteten Tage wurde Schaltjahr genannt. Indessen war das Jahr um Minuten und 15 Seknnden zu groß gesetzt, und dieser Unterschied betrug im Jahre 1582 schon 10 Tage. Papst Gregor Xiii. lie nun auf den 4. Oktober gedachten Jahres gleich den 15. folgen und bestimmte, da jedes hundertste Jahr ein gemeines, das vierte hundertste aber wieder ein Schaltjahr sein sollte. Kaiser Rudolf lie diesen neuen Gregorianischen Kalender ans dem Reichs-jafk zu Augsburg 1582 den Stnden berreichen, mit dem Auftrage, deu-selben einzufhren. Die Katholiken waren damit zufrieden, die Protestanten n*"lci weigerten sich hartnckig. So entstand allenthalben Verwirrung in der Zeitrechnung, was die Protestanten spter freilich bercksichtigten und endlich im ^nhre 1700 den verbesserten Kalender annahmen. England folgte erst 1752, Schweden 1758, Rußland blieb bis heute beim Alten.
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