1881 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard, Hechelmann, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 27
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
207
einer Gromacht erhoben war, sollte weder durch das Vordringen Ru-lands bedroht, noch durch sterreich aus seiner einflureichen Stellung in Deutschland verdrngt werden. Aus diesen Grnden hinderte er die russische Kaiserin, ganz Polen fr sich wegzunehmen, und den sterreichischen Monarchen Joseph Ii., neue deutsche Lnder und damit auch einen vergrerten Einflu in Deutschland zu gewinnen. So ward Friedrich sowohl in die Teilungen Polens verwickelt, als auch veranlat, sterreich mehrfach hindernd in den Weg zu treten.
Die erste Teilung Polens (1772). Whrend Preußen in jugendlicher Kraft emporblhete, ging Polen, das bisher die Schutzmauer Deutschlands gegen den Andrang der barbarischen Völker aus dem Osten gewesen war, mit vollen Schritten seinem Untergange entgegen. Nie war wohl die Verfassung eines Staates unglcklicher, als die von Polen, und eben dieses bereitete das Verderben des Landes. Obgleich ein König an der Spitze stand, so war dieser dennoch fast ohne alle Gewalt, der Brger ohne Ansehen, der Bauer ein gedrckter Leibeigener. Alle Macht war in den Hnden des Adels, der nirgends zahlreicher ist. Die Polnischen Edellente lebten auf ihren Gtern wie kleine Könige und herrschten in unbeschrnkter Freiheit der ihre Bauern. Nur sie hatten den Zugang zu allen hheren mtern und Wrden, nur sie whlten bei Erledigung des Thrones den König. Besonders tumultuarisch ging es auf ihren Reichstagen her, so da diese sogar zur Bezeichnung einer rgsten Verwirrung sprichwrtlich wurden. Jeder einzelne Adelige konnte durch feinen Einspruch (Veto) den Beschlu einer ganzen Reichsversarnm-tung aufheben. Die Unordnung im Innern wuchs noch mehr, als die Nichtkatholiken hier Dissidenten (Abtrnnige) genannt einen Kamps um Gleichheit der Rechte mit den Katholiken begannen. So ent-brannten alle Leidenschaften in verderblicher Ghrung.
Die Kaiserin Katharina Ii. von Rußland benutzte, wie wir schon frher hrten, die Verwirrungen in Polen, um in diesem Reiche nicht nur Einflu zu gewinnen, sondern auch Lndererwerbungen zu machen. Im -Jahre 1763 wurde mit dem Tode des schsischen Kurfrsten, August Iii., der polnische Thron erledigt, und nun verlangte Katharina, die Polen sollten den Grafen Stanislaus Poniatowski, der frher als Gesandter au ihrem Hofe gewesen und ihr ganz ergeben war, zu ihrem Könige whlen. Zur Erreichung ihres Zweckes lie sie russische Truppen ut Polen einrcken, und wirklich wurde Poniatowski gewhlt. Von