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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 235

1881 - Münster : Coppenrath
I 235 Der König wurde noch einmal verlangt. Er erschien, und ihm entgegen hallte das tausendstimmige Geschrei: Nach Paris, nach Paris!" Ja, meine Kinder," erwiderte der König, ich will nach Paris gehen, aber nicht anders, als in Begleitung meiner Frau und Kinder." Hoch lebe der König!" schrie nun wieder der Pbel. Dann erschien auch die Knigin wieder auf dem Balkon, gefhrt von Lafayette. Der König stellte sich aus Besorgnis nahe hinter sie. Vor dem Getse und dem Lrm der Menschenmasse konnten keine Worte gehrt werden, man mute zu den Augen reden. Lasayette nherte sich der Knigin und kte ihr im Angesichte des Volkes die Hand. Man erstaunte anfangs der diese Handlung, sie wurde aber bald erklrt, und die herrschende Stille durch heftiges Beifallklatschen und wiederholtes: Hoch lebe die Knigin! Hoch lebe der General!" unterbrochen. Schon nm 1 Uhr nach Mittag setzte sich der Zug in Bewegung. Welch ein Zug! Voran wurden die blutigen Kpfe der gemetzelten Leibgarden als Trophen auf hohen Stangen getragen; die noch brig gebliebenen Garden schleppte der Pbel gleich Gefangenen in seiner Mitte. Dann folgte der Wagen, in welchem der König, die Knigin, ihre beiden Kinder und des Knigs Schwester, Elisabeth, saen, und zu beiden Seiten wogte eine ungeheure, lrmende Volksmenge. Einige grinzten nach dem Wagen hin und schrieen: Da bringen wir euch den Bckermeister samt Frau und Lehrjungen!" als ob die Rckkehr der machtberaubten Familie die Brotteuerung in Paris wrde heben knnen! Hinter dem Wagen wurden mehre Kanonen gefhrt; Weiber saen auf den Lafetten und trugen Brot und Fleisch auf Bajonetten und Piken. Berauschte Männer und Weiber ritten durcheinander, der ganze Weg. war von den Einwohnern der benachbarten Drfer besetzt und so voll Menschen, da die kniglichen Wagen oft halten muten. Erst nach sechs Stunden der Schmach und Angst langte Ludwig vor der Barriere (Schlagbaum) von Paris an, wo ihn der Maire (Brgermeister) empfing und den schnen Tag pries, welcher den König von Frankreich der Hauptstadt wiedergebe. Der Konig erwiderte: er sei mit Vergngen ge-kommen, und die Knigin: sie trete mit Vertrauen in die gute Stadt. Nach diesen gegenseitigen Frmlichkeiten wurde dem gedemtigten Fürsten erlaubt, sich nach dem Palaste der Tuilerien zu begeben, in welchem kann: die ntigen Anstalten zur Ausnahme der kniglichen Familie getroffen waren.
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