1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
alles rettete, nämlich Herrmann, ein Fürst der Cherus-
ker, eines einzelnen deutschen Volkes, welches in Hessen
wohnte. Der sammelte ein deutsches Kriegsheer und
überlistete den römischen Feldherrn Varus, indem er ihn
in ein Thal am Teutoburger Wald lockte, ihn mit sei-
nen Kriegstruppen überfiel, und ihn sosehr schlug, daß
Varus, weil ihm sein ganzes Kriegsheer erschlagen wurde,
sich aus Verzweiflung in sein Schwert stürzte. Und als
Kaiser Augustus in Rom die Nachricht von diesem Un-
glück erhielt, kam er vor Schmerz darüber so von Sin-
nen, daß er seinen Kopf an die Wand stieß, und immer-
fort ausrief: Varus, Varus, gieb mir meine Legionen
wieder. Das war die ewig denkwürdige Schlacht am
Teutoburger Wald oder die Herrmannsschlacht, welche
ohnweit der Weser in der Nahe der jetzigen Stadt Det-
mold geliefert wurde, und zwar im neunten Jahr nach
Christi Geburt. Sie war also zu Anfang des ersten
christlichen Jahrhunderts auch die erste große Begeben-
heit der ganzen christlichen Zeit, und durch sie wurde
unfern altdeutschen Vorfahren die Freiheit von dem
römischen Joch erhalten, so daß sie nun bei ihrer alten
Lebensart bleiben konnten, und bei der guten Gemüths-
beschaffenheit, mit welcher sie späterhin die Lehren des
Christenthums, welches so eben in weiter Ferne entstan-
den war, desto besser empfangen sollten.
Augustus Ende. Grausamkeit des Kaisers Liberius.
§ 25. Vier Jahre nach der Herrmannsschlacht im
1.11 n. Chr. Geb. starb der Kaiser Augustus, nachdem
er über vierzig Jahre geherrscht hatte, und merkwürdig
sind die Worte, welche er noch im Sterben sagte, ehe
er sein Auge im Tode schloß. Er sprach nämlich zu
denen, welche um sein Sterbebette standen, wenn ich
meine Rolle gut gespielt habe, so klatscht in die Hände.
Auf diese Weise verglich er sich mit einem Schauspieler
und sein Leben mit einer Rolle. Das that er aber des-
wegen, weil er während seiner ganzen Regierung die
Römer hatte tauschen müssen. Denn sie hatten ihm
zwar die Herrschaft übergeben und er führte sie auch
allein, so daß alles nach seinen Befehlen geschah, aber
weil er wohl wußte, daß sie wegen ihres alten Freiheits-