1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
geordnet sein, das zeigte er an seiner eigenen Person, bei
folgender Geschichte.
Die Kirchenbuße des Kaisers Theodosius. Der Erzbischof Ambrosius
von Mailand.
§ 2. Als Kaiser Theodosius nach der Besiegung
des Eugenius von Rom nach Mailand kam, und hier
einige Zeit verweilte, so erhielt er von Griechenland her
die Nachricht, daß in der Stadt Thessalouich, wo eine
der ersten christlichen Kirchengemeinden gestanden, öffent-
liche Unruhen stattgefunden, und daß dre dortigen Bür-
ger einige seiner kaiserlichen Kriegsbedienten erschlagen
hätten. Hierüber gerieth er in so heftigen Zorn, daß er
gegen die Thessalonicher einen schrecklichen Befehl erge-
hen ließ. Er gab die Stadt einem dreistündigen Blut-
bade Preis, in welchem an zehntausend Menschen von
jedem Alter und Geschlecht, und Schuldige und Un-
schuldige ermordet wurden. Und als nun die Greuel-
that geschehen war, und er in Mailand die Nachricht
davon erhielt, da war indeß sein roher Zorn gewichen,
und statt dessen überfiel ihn eine schmerzliche Peini-
gung seines Gewissens über die blutige That. Mit
derselben ging er nach der Kirche, die jetzt noch in Mai-
land die Kirche des heiligen Ambrosius heißt, und wollte
in göttlicher Nähe Linderung für seine Gewissenspein
suchen. Aber in der Vorhalle trat ihm der Erzbischof
Ambrosius mit strenger Miene entgegen, und indem er
die Flügel der Kirchthüre vor dem ankommenden Kai-
ser zuschlug, verwehrte er ihm den Eingang. Es sei
nicht genug, sprach der Geistliche in dem Ton und der
Sprache eines höheren himmlischen Ansehens, daß er
in seinem eigenen, Herzen der schwerbeleidigten Gottheit
Buße zeige, er müsse als ein Kaiser und bei der Oeffent-
lichkeit des Verbrechens auch eine öffentliche Buße ab-
legen. Und als Theodosius an König David erinnerte,
der nach schweren Verbrechen durch aufrichtige Buße
doch wieder ein Mann nachdem Herzen Gottes geheißen
habe, so ermahnte ihn Ambrosius, daß er nur auch die
wahre Reue des Königs Davi9 nachahme. Und Theo-
dosius entschloß sich auch zur öffentlichen Kirchenbuße.
Indem er seinen kaiserlichen Schmuck von sich legte,
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