1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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fahr Europa's in der Mitte des fünften Jahrhunderts,
vollendete sich in der zweiten Hälfte desselben das Schick-
sal des weströmischen Reichs, welches seitdem nur noch
zwei Jahrzehnde in seinem traurigen immer mehr dahin
sinkenden Zustande fortdauern sollte, um dann auch in
Italien selbst der deutschen Herrschaft Platz zu machen.
— Dazu legte Valentinian Iii. (Placidia war nun schon
längst gestorben), durch eine schändliche Undankbarkeit
den Grund, indem er den tapfern Aötius, der in der
Schlacht bei Chalons das Reich mit gerettet hatte, mit
eigener Hand tödtete, als wollte er, wie man damals
sagte, mit seinem linken Arm seinen rechten abhauen.
In der großen Unzufriedenheit der Römer über ihn wurde
er von einem vornehmen Römermaximus auf dem Mars-
feld mitten unter seinem Gefolge ermordet. Und wie nun
Maximus sich selbst zuck Kaiser erhoben, und die Kai-
serin Eudoxia, die Tochter des oströmischen Kaisers Theo-
dosius Ii., sogar zwang, sich wieder mit ihm zu vermäh-
len, da führte diese Frau, um ihre Rache zu stillen,
noch einmal ein großes Unglück über Rom herbei. Sie
schickte in das Vandalenreich an Geiserich, der noch im-
mer lebte, und lud ihn ein nach Rom zu kommen, um
den Mord ihres ersten Gemahls zu rächen. Gern folgte
er dieser Einladung, und als nun eine vandalische
Flotte in die Mündung der Tiber einlief, und in Rom
wieder Noch und Jammer herrschte, da wurde Maxi-
mus in dem Getümmel von den Römern selbst zu Tode
gesteinigt, nichts desto weniger aber mußten Rom und
die Kaiserin Eudoxia großes Unglück erleiden. Noch
einmal brauchte Bischof Leo seine Beredsamkeit auch ge-
gen Geiserich; aber nur das erhielt er, daß Rom nicht
in Brand gesteckt wurde. Dagegen plünderten die Van-
dalen vierzehn Tage lang in Rom, und brachten große
Beute von Gold und Silber auf ihre Schiffe, und auch
schöne Kunstwerke der alten Zeit, wovon vieles auf der
Rückfahrt im Meere unterging. Auch die Kaiserin Eu-
doxia selbst wurde mit ihren zwei Töchtern als Ge-
fangene nach Karthago geführt, und hatte auf diese
Weise die Befriedigung ihrer Rachsucht schwer zu be-
reuen. — Dieses geschah im Jahre 455. — Und von
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