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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 100

1834 - Berlin : Enslin
lüü diesen vandalischen Unglücksscenen an nahete sich das völlige Ende des weströmischen Reichs vorzüglich da- durch, daß es am kaiserlichen Hofe ganz erbärmlich herging, daß kein Kaiser auf dem Thron bleiben konnte, denn in der kurzen Zeit von zwanzig Jahren wurden ihrer neun erhoben und wieder gestürzt; dieses lag wie- der daran, daß die Römer selbst keine Kraft, keine Tu- gend und also auch keine Macht mehr besaßen, und daß die Fürsten deutscher Völkerschaften, welche in Italien als Miethstruppen standen, um den schwachen Thron zu vertheidigen, die eigentlichen Herren im Reiche waren. Und einer dieser deutschen Männer, Odoaker, ein Fürst der Heruler, sah endlich ein, denn er besaß auch wirk- lich eine bessere Einsicht über das, was für Italien und seine Bewohner gut sein möchte, er sah ein, daß das römische Kaiserthum nur zum Schaden dieses Lan- des fortdauere, und machte demselben nicht mit stürmi- scher Hand, sondern auf eine friedliche, ja man kann sagen, auf eine wohlthatige Weise ein Ende. Indem er dabei den römischen Senat zu Hülse zog und auch des- halb an den Kaiser von Byzanz schickte, und denselben um die Annahme eines alleinigen Kaiserthums ersuchen ließ, welches diesem freilich auch ganz angenehm war, so entsetzte er den letzten weströmischen Kaiser Romu- lus Augusiulus seiner Würde, und gab ihm ein reizen- des Landgut in dem heutigen Neapolitanischen, wo er seine übrige Lebenszeit im Genuß der schönen Natur zubringen konnte. Er selbst aber, Odoaker, nannte sich von jetzt an König von Italien, wiewohl auch noch Si- zilien und benachbarte Landstriche im Norden zu diesem seinem Reiche gehörten, und wie es auch mit der Ober- herrschaft des Kaisers von Byzanz mag gewesen sein, welchem er diesen schmeichelhaften Gedanken vorhielt, er begann von jetzt dieses neugebildete Königreich Ita- lien mit so guten Absichten zu beherrschen, daß sowohl die alten römischen Einwohner, als auch die eingewan- derten germanischen Volkshaufen gar sehr zufrieden sein konnten, und daß dieser endliche Untergang des west- römischen Reichs als eine wohlthatige Veränderung für Italien konnte angesehen werden. Er geschah üb- rigens im Jahr 476 n. Eh. Geb.
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