1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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in den darüber entstandenen Kriegen siegte endlich der
Hausmeier von Austrasien, Pipin von Heristall, beson-
ders durch die Schlacht von Testrie im I. 687, so ganz
über den von Neustrien, daß er seitdem die Macht über
das Königreich ganz allein besaß, und sie als ein Her-
zog von Frankreich ausübte, wahrend er immer noch in
Paris einen ohnmächtigen Schattenkönig bestehen ließ.
So war also im Fraukenreiche im Laufe des siebenten
Jahrhunderts das Verhältniß des königlichen Thrones
ganz umgebildet worden, und zu Ende desselben die
mächtige Herrschaft des austrasischen Hausmeiers ent-
standen. — Und so war es denn endlich auch, um an
das Letzte der Westlander zu kommen, in dem spani-
schen Westgothenreiche der königliche Thron, an wel-
chem sich das Schicksal dieses Reiches durch das sie-
bente Jahrhundert hindurch anknüpfte und auch für die
Zukunft vorbereitete. Es war nämlich gar sehr bedeu-
tend, daß in diesem Reiche die Königskroue nicht erb-
lich war, sondern daß nach dem Tode des Königs statt
dessen Sohn immer einer von den Großen des Reichs
durch freie Wahl auf den Thron erhoben wurde. Diese
falsche Einrichtung zerrüttete nun in diesem Jahrhun-
derte die inneren Verhältnisse des westgothischen Lebens
immer mehr. Denn wie auch mehrere Könige dieser
Zeit sich aufrichtig bemüheten, ihr Reich im Glück zu
erhalten, so wurden sie doch auf der einen Seite durch
die- ehrgeizigen Großen daran verhindert, von denen
sich jeder selbst Hoffnung auf den Thron machen konn-
te, andrerseits waren auch die Geistlichen in diesem
Reiche so mächtig, daß die Könige auch durch sie an
der rechten Ausübung ihrer Macht verhindert waren.
Doch kam das meiste Unglück im Lande von dem Ehr-
geize der Großen, welche der ruhigen und wohlthatigen
Königsherrschaft durch diese ganze Zeit hindurch so ent-
gegen arbeiteten, daß sie dadurch das Unglück und den
Untergang dieses Reichs vorbereiteten, welcher sich nach
Verlauf des siebenten Jahrhunderts als eine für ganz
Europa einflußreiche Begebenheit ereignete, -und mit
welcher das achte Jahrhundert im westlichen Europa
auf folgende Weise sich erössnete.