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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 179

1834 - Berlin : Enslin
ließ, wodurch sie sich einen großen Anhang im Reiche bilden wollte. Als aber der Sohn herangewachsen war, und durch seine Freunde daraus aufmerksam ge- macht wurde, wie ihn seine Mutter niederzuhalten und aller Gewalt zu berauben suche, so wurde er nun selbst gegen die Gewalt der Mutter eifersüchtig, und indem er jetzt mit kräftigem Willen gegen sie auftrat, zwang er sie zuerst, in ein Kloster zu gehen. Aber neben ihrer Herrschsucht und Grausamkeit besaß diese Frau auch große Klugheit, welche sie nun zuerst anwandte, um nur erst an den Hof und an die Seite ihres Sohnes zuräck- zukommen. Sie wußte nun wieder selbst dazu beizutra- gen, daß ihr Sohn durch seine eigenmächtigen Hand- lungen bei seinen Unterthanen verhaßt wurde, und daß eine Verschwörung entstand, durch welche sie wieder zu ihrer Gewalt sollte erhoben werden. Da hielt es Con- tantin Vi. sogar für nöthig, vor seiner Mutter zu' ent- fliehen, um nach Asien zu gehen und dort Kriegstruppen zu seiner Vertheidigung zu holen; aber Irene ließ ihm nachsetzen und ihn in den kaiserlichen Pallast zurückho- len, wo sie nun ihre ganze unmütterliche Grausamkeit gar fürchterlich an den Tag legte. Sie ließ ihren Sohn blenden, um ihn zur Herrschaft unfähig zu machen, und da er an den Folgen der schmerzhaften Operation starb, so bestieg sie auch selbst nach so fürchterlichen Verbrechen den kaiserlichen Thron im Jahr 792 n. Ch. Geb. Un- gestraft befaß sie nun wohl noch zehn Jahre den kaiser- lichen Thron, das ganze Reich unterwarf sich ihrer klu- gen Gewalt, und sie genoß, so viel sie ihr böses Gewis- sen beschwichtigen konnte, ihre Hoheit, denn wenn sie in Constantinopel ausfuhr, so saß sie auf einem golde- nen Wagen, mit vier milchweißen Pferden bespannt, und jedes derselben wurde von einem Patricier geführt, wozu sie ihre Sklaven erhoben hatte. So trieb sie es denn einige Zeit, bis sich ihre Hofleute, ob sie sie gleich mit Gunst und Geld überhäuft hatte, doch gegen sie em- pörten, und ihr eigener Schatzmeister Nicephorus, ein Mann von geizigem und strengen Charakter, wurde statt ihrer auf den Thron erhoben. Sie wurde ergriffen und auf die Insel Lesbos verbannt, wo sie noch einige Zeit in solcher Armuth lebte, daß sie sich ihren Lebensunter- 12 *
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