1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Zweiter Abschnitt.
Die Entstehung großer Verhältnisse im Abendlande und
die Richtung derselben in die Ferne.
Vom Tode Karls des Großen bis auf den Tod Lud-
wigs des Heiligen in Frankreich oder das Ende
der Kreuzzüge.
Ludwig der Fromme. Der Bruderkrieg seiner Söhne. Die Theitung
des karolingischen Frankenreichs im Vertrag von Verdun.
§ 1. Nach dem Lode des großen Mannes, an des-
sen Kraft und Geist das Schicksal so vieler Völker ge-
knüpft war, kam es wohl gar sehr darauf an, nickt
nur für Frankreich und Deutschland, sondern auch für
das ganze europäische Abendland, wie es nun mit seinem
gewaltigen Reich werden und ob dasselbe fortbestehen
würde. Bald aber sah man, daß sein Sohn und Nach-
folger, Ludwig der Fromme, ihm gar unähnlich war,
und an Größe und Kraft weit hinter ihm zurückstand.
Weil er bisher nur König von Aquitanien gewesen war,
wo ihn die Räthe und Feldherren seines Vaters in der
Herrschaft unterstützt harten, so hatte er dadurch seinen
Sinn gleichsam verwöhnt, daß er sich von der selbsttha-
tigen Ausübung der Herrschaft zurückzog; dagegen hatte
er dort im stillen Umgänge mit den Geistlichen die Be-
schäftigung mit gelehrten, vorzüglich mit kirchlichen An-
gelegenheiten, lieb gewonnen. Als er nun auf den Thron
seines Vaters kam, und das gewaltige Reich vor sich
sah, welches er nun beherrschen sollte, so fühlte er, weil
ihm die Kraft und die Einsicht dazu mangelte, gar bald
eine Abneigung gegen die Herrscherthätigkeit, die er nun
kräftig ausüben sollte, und er sehnte sich vielmehr nach
seinen stilleren Beschäftigungen mit geistlichen Dingen
zurück. Daher kam er auch, nachdem er nur erst we-
nige Jahre geherrscht hatte, auf den Gedanken, sich die
Ausübung seiner Herrschaft dadurch zu erleichtern, daß
er, wie einst sein Vater, die einzelnen Theile seines Reichs
als besondere Königreiche an seine Söhne gab; er ver-