1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
fuhr aber dabei so, daß er seine Macht zu sehr aus den
Händen gab. Indem er nämlich seinem zweiten Sohn
Pepin sein sonstiges Königreich Aquitanien, dem jüng-
sten Ludwig Deutschland gab, seinen ältesten Sohn Lo-
thar aber schon zum Mitregenten in dem Kaiserthum
und so zu gleicher Macht mit sich selbst erhob, so berei-
tete er sich dadurch selbst die traurigsten Schicksale, und
dem großen Frankenreiche eine baldige Auflösung. Bald
zeigte der älteste Sohn Lothar bei der Theilnahme an
der Herrschaft einen so rauhen Charakter gegen den
Vater und die Bruder, daß dadurch in der Familie du»
größte gegenseitige Feindseligkeit entstand, und diese
wurde noch gar sehr vergrößert, als sich Kaiser Ludwig
zum zweitenmal vermahlte, nämlich mit Judith, der
Tochter des Herzogs von Bayern, und als ihm von
derselben noch ein Sohn, Karl, geboren wurde. Denn
nun wünschte Judith, daß auch diesem Sohne ein Theil
des Reichs als ein besonderes Königreich sollte bestimmt
werden, und da Ludwig ihren Bitten nicht widerstehen
konnte, und die schon vorgenommene Theilung seiner.!
Reichs zum Besten Karls wieder abandcrn, also den:
anderen Söhnen wieder etwas von dem schon Verliehe-
nen entreißen wollte, so wurde dadurch die Unzufrieden-
heit der Söhne gegen den Vater auf das Höchste ge-
bracht. Es kam sogar dahin, daß sie das Schwerdt
gegen ihn ergriffen, und daß er nun mit seinen eigenen
Söhnen, die sich gegen ihn empörten, Krieg führen
mußte. Und obgleich damals wieder der Pabst von Rom,
Stephan Iv., nach Frankreich kam, um sie durch sein
Zureden zu versöhnen, und der unchristlichen Feindschaft
zwischen Vater und Söhnen ein Ende zu machen, so ge-
lang es ihm doch nicht, vielmehr nahm es bei dem wei-
teren Fortgang dieser Dinge für Ludwig ein gar betrüb-
tes und schmachvolles Ende. Als er nämlich mit seinem
Kriegsheer dem Heere seiner Söhne auf dem Rothfeld
bei Colmar im Elsaß gegenüberstand, um mit ihnen eine
Schlacht zu liefern, da wurde er auch noch von den
Lehnsleuten verlassen, welche ihm bisher treu geblieben
waren, und da er sich nun mit seiner Gemahlin Judith
und seinem jüngsten Sohne ganz allein sah, so war er
gezwungen, sich seinen Söhnen selbst zu überliefern, die