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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 78

1849 - Münster : Coppenrath
saß der Schreiber, beide gleich gekleidet, aber Alle wendeten sich an den Schreiber. Da meinte Mucius, dieser müsse wohl der König sein; und weil er sich durch Nachfragen nicht verrathen durfte, so erstach er diesen statt des Königs. Ergriffen, ent- waffnet sollte er bekennen, wer er wäre und was ihn zu dieser That vermögt hätte. „Ein römischer Bürger bin ich, — war die Antwort — Mucius ist mein Name. Als Feind wollte ich den Feind tödten und scheue den eigenen Tod nicht; denn herz- haft handeln und herzhaft leiden ist Römer Sitte5). Und wisse, nicht ich allein, eine große Zahl Jünglinge hat sich wider dein Leben verschworen; in jeder Stunde wird ein Mörder dich um- lauern!" Über solche Tollkühnheit ward der König höchst ent- rüstet. Er drohete, ihn lebendig zu verbrennen, wenn er ihm nicht auf der Stelle die Verschwörung näher entdecke. „Sieh' her und lerne, — rief Mucius trotzig — wie wenig denen das Leben gilt, die hohen Ruhm vor Augen haben!" -- und streckte seine rechte Hand in die lodernde Flamme des nahen Opferheer- des. Ein Grausen ergiff Alle. Der König sprang gerührt von seinem Sitze, riß ihn vom Feuer weg und schenkte ihm groß- müthig Leben und Freiheit. Da sprach der listige Mucius, als wollte er für diese Großmuth erkenntlich sein: „So wisse denn nun, unser dreihundert haben sich verschworen, auf diese Art dir beizukommen. Mein Loos war das erste. Die übrigen werden, so wie es sie trifft, jeder zu seiner Zeit, sich einstellen!" — 'Von Hunger und Feinden bedrängt, mußte sich endlich Rom er- geben und einen harten Frieden annehmen. Sie mußte die Waf- fen abliefern und fast den dritten Theil ihrer Feldmark abtreten, so daß nur noch zwanzig Tribus übrig blieben. Man huldigte dem Sieger durch Übersenduug der Königlichen Insignien und stellte zehn Jünglinge und eben so viele Jungfrauen als Geißel. Unter diesen befand sich auch die kühne Clölia. Sie überlisteje in einer Nacht die Wachen, schwamm, ihren übrigen Gefähr- tinnen voran, durch die Tiber und brachte sie alle wohlbehalten nach Rom zu ihren Eltern. Jedoch die Römer sandten die küh- nen Mädchen sogleich zum Porsenna zurück. Dieser lobte und bewunderte die Clölia und schenkte ihr die Freiheit, mit der Er- 5) Fortia agere et pati Romanum est. Liv.
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