1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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acht Feinde im Zweikampfe erlegt, vierzehn Bürgern das Leben
gerettet, und dafür eine Menge Ehrenzeichen erhalten hatte.
Dieser Mann murrte laut gegen die Gewaltherrschaft und sprach
von abermaligem Ausrücken nach dem heiligen Berge. Die De-
cemvirn beschlossen seinen Tod. Sie schickten ihn mit einer Schar
dazu abgerichteter Bösewichter in die Umgegend, um einen pas-
senden Lagerplatz für das Heer auszumitteln. In einer einsa-
men Bergschlucht, durch welche der Weg führte, ward plötzlich
der Mann, der nichts Böses geahnt hatte, von seinen Gefährten
mörderisch überfallen. Er wehrte sich wie ein Löwe, endlich
erlag er ihren Streichen. Aber um seine Leiche herum lagen auch
viele Leichen der heimtückischen Verräther. Nun kehrten die noch
übrigen Verräther in's Lager zurück und meldeten: Dentatus sei
in einen feindlichen Hohlweg gerathen und mit wehren Gefährten
dort nach der tapfersten Gegenwehr gefallen. Sofort eilte man
dahin, seine Leiche zu holen; da aber wurde der Verrath offen-
bar; denn es lagen nur Römer, keine Feinde um ihn. Das Heer
drohete Aufstand und wollte die Leiche nach Rom tragen, aber für
diesmal noch beschwichtigten es die Dccemvirn dadurch, daß sie
dem Gefallenen das glänzendste Leichenbegängniß veranstalteten.
Eine neue Gräuelthat, die Appius in Rom selbst ver-
übte, brachte den lauge verhaltenen Ingrimm zum offenen Aus-
bruche. Der lüsterne Wütherich hatte die Virginia, die Toch-
ter des im Lager stehenden Hauptmanns Virginius und Ver-
lobte des Tribuns Jcilius erblickt und nährte im Stillen eine
böse Neigung gegen sie. Durch List und Gewalt wollte er sich
derselben bemächtigen. Darum mußte einer seiner Clienten vor-
geben: Virginia sei die Tochter seiner Sklavin, und somit sein
Eigenthum. Der Client ergriff sie auf offener Straße und
schleppte die weinende Jungfrau unter großem Zulaufe des Vol-
kes vor den Richterstuhl des Appius. Dieser sprach sie seinem
Clienten als Eigenthum zu. Das ganze umstehende Volk war
entrüstet über ein so ungerechtes Urtheil, das ausgesprochen war,
ohne einmal zuvor den Vater des Kindes gehört zu haben. Ici-
lius drängte sich vor, widersetzte sich dem Urtheile, und zwang
den Clienten, unter dem Richterstuhle des Decemvirs sich zu ver-
stecken. Dieser schob die Vollziehung auf, bis Virginias vom
Heere zurückkäme, ließ aber sogleich an den Anführer desselben