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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 98

1849 - Münster : Coppenrath
98 acht Feinde im Zweikampfe erlegt, vierzehn Bürgern das Leben gerettet, und dafür eine Menge Ehrenzeichen erhalten hatte. Dieser Mann murrte laut gegen die Gewaltherrschaft und sprach von abermaligem Ausrücken nach dem heiligen Berge. Die De- cemvirn beschlossen seinen Tod. Sie schickten ihn mit einer Schar dazu abgerichteter Bösewichter in die Umgegend, um einen pas- senden Lagerplatz für das Heer auszumitteln. In einer einsa- men Bergschlucht, durch welche der Weg führte, ward plötzlich der Mann, der nichts Böses geahnt hatte, von seinen Gefährten mörderisch überfallen. Er wehrte sich wie ein Löwe, endlich erlag er ihren Streichen. Aber um seine Leiche herum lagen auch viele Leichen der heimtückischen Verräther. Nun kehrten die noch übrigen Verräther in's Lager zurück und meldeten: Dentatus sei in einen feindlichen Hohlweg gerathen und mit wehren Gefährten dort nach der tapfersten Gegenwehr gefallen. Sofort eilte man dahin, seine Leiche zu holen; da aber wurde der Verrath offen- bar; denn es lagen nur Römer, keine Feinde um ihn. Das Heer drohete Aufstand und wollte die Leiche nach Rom tragen, aber für diesmal noch beschwichtigten es die Dccemvirn dadurch, daß sie dem Gefallenen das glänzendste Leichenbegängniß veranstalteten. Eine neue Gräuelthat, die Appius in Rom selbst ver- übte, brachte den lauge verhaltenen Ingrimm zum offenen Aus- bruche. Der lüsterne Wütherich hatte die Virginia, die Toch- ter des im Lager stehenden Hauptmanns Virginius und Ver- lobte des Tribuns Jcilius erblickt und nährte im Stillen eine böse Neigung gegen sie. Durch List und Gewalt wollte er sich derselben bemächtigen. Darum mußte einer seiner Clienten vor- geben: Virginia sei die Tochter seiner Sklavin, und somit sein Eigenthum. Der Client ergriff sie auf offener Straße und schleppte die weinende Jungfrau unter großem Zulaufe des Vol- kes vor den Richterstuhl des Appius. Dieser sprach sie seinem Clienten als Eigenthum zu. Das ganze umstehende Volk war entrüstet über ein so ungerechtes Urtheil, das ausgesprochen war, ohne einmal zuvor den Vater des Kindes gehört zu haben. Ici- lius drängte sich vor, widersetzte sich dem Urtheile, und zwang den Clienten, unter dem Richterstuhle des Decemvirs sich zu ver- stecken. Dieser schob die Vollziehung auf, bis Virginias vom Heere zurückkäme, ließ aber sogleich an den Anführer desselben
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