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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 161

1849 - Münster : Coppenrath
161 den Alpen; sie zu übersteigen, schien unmöglich. Nur Hannibal zagte nicht. Er hielt an dasselbe eine kräftig ermunternde Rede, die allen Unmuth entfernte. Getrost begann es mit seinem ge- liebten Führer die mühevolle Fahrt. Aber kaum war man et- was höher gekommen, da begann erst recht das Elend. Die Soldaten konnten auf den glatten Eismassen keinen festen Fuß fassen; bald glitt der eine bald der andere aus und stürzte jäh- lings den Berg hinunter. Bald meinten sie, auf festen Boden zu treten; aber siehe, es ist nur ein wenig Schnee, oben über eine Felsklippe zusammengefroren, unten der Abgrund, in wel- chen die Unglücklichen stürzen. Dann fällt ein Elephant, dann rollt ein Wagen zurück und reißt Alles hinter sich mit fort in's Verderben. Dazu stürzen die wilden Bewohner aus den Schluch- ten und Höhlen hervor und überfallen die müden Kletternden. Verzweiflung sah man auf allen Gesichtern. Hannibal sprach überall seinen müden Soldaten Muth ein: „Bald haben wir die Spitze erreicht, bergunter wird es besser gehen!" Nach tau- send Mühseligkeiten hatten sie endlich diese erreicht und standen oben auf dem Cenis. Hier, in diesen luftigen Schnee- und Eisfeldern, ließ er seine ausgehungerten und fast erstarrten Sol- daten zwei Tage ausruhen. Von den eisigen Wolkenhöhen hin- ab zeigte er ihnen in weiter Ferne die sonnenhellen Fluren des schönen Italiens. Da bekam das Heer frischen Muth und fing an hinabzusteigen. Aber die Schwierigkeiten hiebei waren fast noch größer. Auf dem schlüpfrigen abschüssigen Boden war kein Halt, Menschen und Thiere schossen jählings hinab. Sie kamen an einen Felsen, wo wegen eines tiefen sich vor ihnen aufthuen- den Abgrundes kein Schritt vorangesetzt werden konnte. Hier unternahm Hannibal etwas, wodurch er die Nachwelt in Er- staunen gesetzt hat. Er grub auf eine noch immer unerklärliche Art für sein Heer und seine Elephanten einen Weg durch den Felsen. Nach der fabelhaften Erzählung des Livius soll er ihn mit Weinessig und Feuer gesprengt haben. Endlich, nach Ver- lauf von fünfzehn schweren Tagen, hatten die bleichen Krieger die Ebenen Italiens erreicht. Innerhalb fünf und einem halben Monat war von Karthagena aus ein Weg von zweihundert deutschen Meilen unter steten Kämpfen und Gefahren zurückge- legt worden. Wetter, Geschichte der Römer. 11
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